Witten. .

Ein 68-jähriger Mann hat in seiner Stockumer Nachbarschaft über Jahre Angst und Schrecken verbreitet.

Anzeigen wegen Körperverletzung, Sachbeschädigung und Beleidigung liegen vor. Jetzt zieht die Siedlungsgesellschaft Witten nach zahlreichen vergeblichen Gesprächen die Konsequenz: Sie hat eine Räumungsklage angestrengt und Recht bekommen - der renitente Senior muss ausziehen.

Die Leibreddestraße in Stockum ist die Seitenstraße einer Seitenstraße - ein noch ruhigeres Wohngebiet kann man sich kaum noch vorstellen. So sind es auch viele ältere Menschen, die hier wohnen und auf ihrem Balkon das schöne Wetter genießen. Wer durch die aufgeräumte kleine Sackgasse geht, der ahnt nicht, dass das Idyll trügt: Hier regiert die Angst.

Die Angst vor einem 68-jährigen Mann, dessen Vorname übersetzt „der Sieger“ bedeutet, und der sich auch mehr als nur einmal so aufgeführt hat, als wäre das dort sein Reich. Das Ehepaar, das in dem Mehrfamilienhaus Hausmeisteraufgaben erledigt hatte, hat er förmlich aus der Wohnung geprügelt - die beiden sind bereits ausgezogen. Zuletzt war die Polizei am vergangenen Freitag vor Ort, und das nicht zum ersten Mal: „Uns sind dort mehrere Vorgänge bekannt“, so Polizeisprecher Volker Schütte auf Anfrage der Redaktion.

Selbst ernannter Verkehrspolizist

Denn abgesehen von der schon fast täglichen Randale mit Mülltonnen sowie Geschrei und Beleidungen der Nachbarn gibt es auch Sachbeschädigungen an Fahrzeugen - zerkratzter Lack, eingetretene Kotflügel. „Wir wissen nicht mehr, was wir machen sollen“, resigniert ein älterer Anwohner, der seinen Namen - wie so manche andere dort auch - aus Angst vor Übergriffen nicht öffentlich lesen will.

Unten im Haus hat die AWo eine Begegnungsstätte, wo man solche und andere Geschichten über den handgreiflich werdenden Einzelgänger häufig hört. Die vom selbst ernannten Verkehrspolizisten etwa, der falsch parkende Autos durch Beschädigungen „bestraft“. Stockums SPD-Ratsherr Heinz-Jürgen Dietrich: „Jedes Mal, wenn ich da bin, höre ich wieder neue Geschichten aus dem Haus.“

Mit etwas Glück ist diese Geschichte aber die letzte, denn die Siedlungsgesellschaft Witten hält das Mietverhältnis schon länger für nicht mehr zumutbar. Geschäftsführer Rolf Skopek: „Wir haben ihm bereits im letzten Jahr gekündigt. Am 20. Mai ist nun die Räumungsklage verkündet worden. Im Interesse unserer Mieter werden wir kurzfristig vollstrecken.“

Der Ärger laufe schon über einige Jahre. Skopek: „Ermahnungen, Abmahnungen, Hausbesuche - nichts hat genutzt. Der Richter hat Betroffenheit und Angst unserer Mieter festgestellt. Es ist klar, dass der Mann da nicht bleiben wird.“

Dem schließt sich Rechtsanwalt Andreas Bonnermann an. Er betreut den 68-Jährigen, „ich versuche, ihn anderswo unterzubringen.“ Damit die Anwohner sich nicht mehr fürchten müssen, im Gespräch ihre Namen zu nennen.