Witten. .

Hilfe, ich habe gestern Mittag Blattsalat gegessen! Und Tomaten!

Zugegeben, die Gurken habe ich weggelassen. Die Verunsicherung ist nach der Empfehlung des Robert-Koch-Instituts, auf bestimmte Gemüsesorten aus Spanien beziehungsweise Norddeutschland zu verzichten, groß. Beim „Nudelland“ in der Stadtgalerie kann man alles noch bekommen: sowohl Salat als auch Tomaten und Gurken. Ich müsse mir keine Sorgen machen, beruhigt mich der freundliche Mann vom Service. Und reicht mir ein Blatt Papier.

Darin weist die Geschäftsführung darauf hin, dass ihr Lebensmittellieferant versichert habe, keine spanischen Gurken zu verkaufen. „Tomaten, Gurken und Paprika kommen aus den Niederlanden. Der Salat wird von der Region Niederrhein bezogen.“ Okay, dann also her mit dem kleinen gemischten Salat. Da war noch nicht bekannt, dass nun auch noch Gurken aus Holland ins Gerede gekommen sind.

Anderswo, etwa im Bistro B des Altenheimbetreibers Boecker-Stiftung, verzichtet man derzeit auf Tomaten, Blattsalate und Gurken. Das Marien-Hospital hat sich von seinem Lieferanten garantieren lassen, dass derzeit keine Freilandware geliefert wird. „Gestern hat es einen knallharten Einbruch gegeben“, sagt Joachim Kesper, Betreiber des Rewe-Marktes an der Friedrich-Ebert-Straße. Die Kunden haben Salat, Tomaten und Gurken links liegen gelassen. „Etwa 80 Prozent der Ware sind hinten runtergegangen“, so Kesper. Inzwischen habe er die spanischen Gurken ohnehin aus dem Sortiment genommen. „Aber eigentlich haben wir auch hauptsächlich Rheinlandware aus der Ecke bei Straelen.“

Derzeit komme das meiste Gemüse sowieso aus dem Treibhaus, so dass die Verunreinigung durch Gülle gar nicht möglich sei, erklärt Joachim Kesper. Außerdem, beruhigt der Supermarktbetreiber, „gibt es bei uns sehr strenge Vorschriften“. Jeden Tag prüfe ein Veterinär die frische Ware. Da werde alles gleich entdeckt, sagt der Kaufmann und erinnert an die mit Pestiziden verseuchten Paprika, die im Januar aus dem Sortiment genommen werden mussten.

„Seit heute spüren wir einen deutlichen Einbruch“, erklärt Dieter Böckmann, Chef des Edeka-Marktes auf dem Schnee, am Freitagnachmittag gegen 16 Uhr. Und das, „obwohl wir keine Ware aus Spanien haben“. Und obwohl verschiedene Erklärungen aushängen, in denen die Kunden erfahren, dass Salat, Tomaten und Gurken vor allem aus den Niederlanden und vom Niederrhein kommen. Sämtliche Filialen hätten Weisung von der Edeka-eigenen Qualitätssicherung, diese Aushänge anzubringen. Aber, sagt Dieter Böckmann, „die Kunden sind trotzdem verunsichert“.

In der Tat: Die Bio-Gurke, die seit ein paar Tagen auf Vorrat zu Hause in meinem Kühlfach liegt, wandert heute Abend in die Tonne. Ich könnte sie nicht mehr mit Genuss essen.