Witten.

Endlich dem Teufelskreis chronischer Rückenschmerzen entkommen - das wünschten sich viele Besucher beim Medizinforum unserer Zeitung am Mittwochabend in dem bis auf den letzten Platz besetzten Lukaszentrum.

Chefärzte des Evangelischen Krankenhauses (EvK), die Leiterin der dortigen Physiotherapie und ein niedergelassener Orthopäde stellten unter Moderation von Redaktionsleiter Jürgen Augstein eine neue Therapieform vor. Unter den über 180 Zuhörern waren nicht wenige, die selbst langjährige „Erfahrungen“ mit Schmerzen gemacht und viele Wege ausprobiert haben.

Die neue stationäre Kurzzeittherapie, die das EvK ab Juni zusammen mit niedergelassenen Orthopäden aus Annen anbietet, soll dort ansetzen, wo andere Behandlungsmethoden bereits scheiterten. „Bei meiner letzten Therapie habe ich morgens und abends je acht Spritzen bekommen, aber geholfen hat mir nichts“, erzählte ein Zuhörer. Solchen Patienten verspricht die Therapie zwar keine Wunderhalung. Sie gibt ihnen aber zumindest neue Hoffnung.

Denn die Folgen der chronischen Rückenschmerzen sind enorm. „Hierdurch entstehen für die Sozialkassen jährlich Kosten von über 49 Milliarden Euro“, wusste Dr. Michael Luka, Chefarzt der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie am EvK. Die Ursachen für Rückenschmerzen seien vielfältig und individuell verschieden. Neben „organischen“ Gründen wie einem Bandscheibenvorfall spielen beim chronischen Schmerz psychosomatische (geistig-seelische) Faktoren eine Rolle. „Menschen, die ihre Gefühle wie Wut und Trauer stärker ausleben, haben statistisch siebenmal weniger Rückenschmerzen“, erklärte Dr. Luka.

Bei der neuen „multimodalen Schmerztherapie“, die das Thema von verschiedenen Seiten angeht, sollen neben der täglichen Verabreichung schmerzlindernder Spritzen auch die psychischen und bewegungsmotorischen Ursachen beleuchtet werden. „Wir arbeiten dafür in einem großen Team mit Schmerztherapeuten, Orthopäden, Psychologen und Physiotherapeuten zusammen und stellen einen genauen Stundenplan mit verschiedenen Therapiepunkten auf“, so der niedergelassene Orthopäde Dr. Dirk Fennes. In seiner Praxis berät er Patienten, deren Symptome sich für eine Behandlung mit dieser sieben- bis 13-tägigen Therapie eignen.

Das Interesse beim Publikum war groß. Viele Zuhörer erkundigten sich, ob ihre persönlichen Krankheitsbilder mit der neuen Methode therapierbar seien. „Wie sieht es denn bei Schmerzen durch Fingerarthrose aus?“ wollte eine Frau wissen. Dr. Thomas Meister, Chefarzt für Anästhesie und Intensivmedizin: „Unsere Therapie behandelt zunächst nur chronische Schmerzen der Stütz- und Bewegungsorgane.“

Den Betroffenen konnte Irene Harras, Leiterin der Physikalischen Therapie am EvK, neuen Mut machen: „Wir werden keine Wunder vollbringen, aber daran arbeiten, dass die Lebensqualität der Patienten wieder steigt und sie dem Teufelskreis der Schmerzen entkommen.“