Witten. .

Die Altenheime gehen auf einen massiven Mangel an Fachkräften zu.

Das sagte der Präses der evangelischen Kirche von Westfalen, Dr. Alfred Buß, beim Diskussionsforum „Zukunft der Pflege“ nach einem Besuch des Pflegebetten-Spezialisten Völker im Salinger Feld. Der Grund liege weniger in der Bezahlung der Fachkräfte als beim Image der Pflegeberufe.

Ein düsteres Bild der momentanen Überlastung der Pflegekräfte zeichnete Prof. Christel Bienstein von der Gesundheitsfakultät der Uni Witten/Herdecke: „Über 80 Prozent der Pflegenden haben nachts keine Pause“, so die Pflegewissenschaftlerin. „Sie werden freiheitsentziehende Maßnahmen bei den Bewohnern anwenden müssen, weil sie nachts nicht überall sein können.“ Bienstein verwies darauf, dass einer Studie zufolge bis zu 57 Prozent der Altenheim-Bewohner unter Mangelernährung litten: „Demenzkranke essen nicht mehr von allein. Die Pflegekräfte müssten eigentlich schon mittags beginnen, für das Abendessen zu sorgen.“ das aber sei zeitlioch nicht zu schaffen.

Für eine bessere Zukunft der Pflege fordert Bienstein „rund zehn Prozent Pflegekräfte, die aufgrund ihrer Ausbildung auf Augenhöhe mit Ärzten und Therapeuten sprechen können“. Derzeit sei diese Zahl aber nicht einmal ansatzweise zu erreichen.

„Krankeitszeiten können um 50% reduziert werden“

Um aber einer solchen, stärker am Bewohner orientierten Pflege näher zu kommen, bietet Heike Heymann mit ihrem Team über die Firma Völker Beratungen in Pflegeeinrichtungen an. In dem dreiwöchigen Projekt geht es darum, Krankheits-Fehlzeiten und Verschwendungen im Arbeitsprozess zu reduzierenden, das Pflegepersonal von überflüssigen und kräftezehrenden Wegen zu entlasten und Wartezeiten zu verkürzen.

Heymann: „Unsere Beratung orientiert sich am Wertschöpfungsprozess aus Sicht des Bewohners. Alles, was zum Wohlbefinden des Bewohners beiträgt, ist Wertschöpfung. Und durch eine Ablaufoptimierung können krankheitsbedingte Ausfallzeiten um 50 Prozent gesenkt und ungestörte Freizeiten eingehalten werden.“

Das Resultat sei, dass Pflegekräfte mehr Zeit für die Betreuung der alten Menschen bekämen. „Eine Tätigkeitsanalyse für den Frühdienst hat ergeben, dass der Wertschöpfungsanteil bei 60 Prozent, der Verschwendungsanteil bei 40 Prozent liegt. Im klinischen Bereich ist der Verschwendungsanteil noch höher.“

Zu diesem Verschwendungsanteil rechnet sie beispielsweise Doppelarbeit, Lagerung von nicht benötigten Geräte und Materialien sowie Anhäufung von totem Kapital durch übermäßiges Bestellen von Einmalartikeln. „Wir Pflegekräfte neigen ja alle zum Hamstern“, so Heike Heymann. „Aber ich habe aus Einrichtungen schon Material abfahren lassen, das sechs oder sieben Jahre abgelaufen war.“