Witten. .

Es ist der erste Leerstand im Annener Centrovital an der Ecke Annen-/Westfalenstraße. Doch er betrifft keinen Arzt oder Apotheker. Ausgerechnet der erste Mieter, die Bäckereikette Mohr, ist derjenige, der auch als erster wieder geht.

Und zwar, wie der Bäcker auf großen Plakaten in den Schaufenstern verkündet, „aus objektbezogenen Kostengründen“.

Dabei hatte die Dortmunder Kette, die in Witten noch drei weitere Filialen betreibt, zunächst mit einem vielfältigen Angebot und Öffnungszeiten an sieben Tagen pro Woche geworben. „Probieren Sie den Centrovital-Snack“ - dieses eigens für den Annener Standort kreierte Gericht wird noch hinter den verschlossenen Türen angepriesen. Ebenso das in weiser Voraussicht gebackene „Südtribüne-Meisterbrot“ für Borussia-Fans oder ein kleiner warmer Mittagstisch aus Gulasch-, Festtags- oder Spargelcremesuppe, 3,95 Euro, Brötchen inklusive.

„Objektbezogene Kostengründe“ steht in allen Schaufenstern der geschlossenen Bäckerei - hat Centrovital-Manager Dr. Thomas Pingel dem Bäcker etwa eine satte Mieterhöhung aufgedrückt? „Der Mietvertrag ist ein Standardmietvertrag. Er ist für alle Parteien im Hause gleich. Wir haben ihn durch einen Juristen prüfen lassen. Die allgemeine Meinung ist, dass es ein fairer und ausgewogener Mietvertrag ist.“

Pingels Aussage wird von anderen Mietern im Centrovital gestützt, beispielsweise von Apotheker Dr. Harald Werner, direkter Nachbar der nun verlassenen Bäckerei.

„Objektbezogene Kostengründe“ - ist die sogenannte „zweite Miete“, sind die Nebenkosten zu hoch? Die Schilder ärgern Thomas Pingel: „Die Nebenkosten sind eher günstig. In anderen Objekten liegen sie höher.“

Ausdrücklicher Wunsch der Ärzteschaft

„Objektbezogene Kostengründe“ - kann es denn sein, dass der Laden nicht mehr so lief, wie es anfangs der Fall war? Die Öffnungszeiten sind nach und nach reduziert worden, Kunden wollen auch beobachtet haben, dass das Angebot geringer wurde. Dabei, so Pingel, sei eine Bäckerei mit kleinem Café der ausdrückliche Wunsch der Ärzteschaft gewesen - und ist es immer noch.

„Der Gedanke war, dass jemand, der morgens nüchtern zur Blutabnahme kommen muss, dort hinterher ein Brötchen essen und einen Kaffee trinken kann. Auch gab es Überlegungen, dass Patienten, deren Termin sich beispielsweise um eine halbe Stunde verschiebt, dort die Wartezeit angenehm verbringen könnten. Es war auch daran gedacht worden, eine Anlage zu installieren, durch die die wartenden Patienten aus den Ärztevorzimmern aufgerufen werden könnten.“

Dies alles allerdings sei mit dem bisherigen Mieter nicht zu realisieren gewesen. Pingel: „Er hat die Möglichkeiten nicht genutzt.“

Ob nun eine andere Bäckerei den Standort übernimmt, lässt Pingel offen: „Es könnte durchaus auch ein Versicherrer oder ein Therapeut sein. Interessenten gibt es genug.“