Witten. .
Hier fliegen die Schweine tief. Oder auch hoch. Nein, es werden keine Tiere gequält. „Schweinchen“ nennt sich jene kleine Kugel beim Pétanque-Boule, die als Erstes geworfen wird. Der 1. Pétanque-Boule-Club Witten geht diesem Spiel schon seit 2002 nach. Ein Hauch französischer Lebensart macht sich dann breit.
Der Sport, der oft mit „Boccia“ verwechselt wird, hat feste Regeln. Mit beiden Füßen fest auf dem Boden stehen. Beim Anlauf nehmen darf man kein Bein in die Luft strecken, um sich weiter nach vorne zu werfen, wie beim „Boccia“. Beim Pétanque-Boule zählt vor allem die Wurfkraft aus dem Handgelenk.
Michael Bosold, der es bei einer deutschen Meisterschaft bis ins Achtelfinale geschafft hat, weiß, wie es geht. Gekonnt nimmt er zwei Schritte Anlauf, bleibt stehen und wirft eine eiserne Kugel nach vorne. Genau dahin, wo er sie haben will, neben das „Schweinchen“. Dabei kommt es darauf an, dass der Handrücken beim Abwurf nach vorne zeigt. „Dadurch bekommt die Kugel einen Drall und man kann sie besser kontrollieren“, erklärt der erste Vorsitzende des Clubs, Bernd Matz.
Seit 1911 gibt es das Pétanque-Boule-Spiel, das aus Frankreich nach Deutschland kam. 2002 gründete sich der Club, weil man an Turnieren teilnehmen wollte. „Vorher waren wir eine Spielgemeinschaft in Bommern“, meint Matz. Nachdem der Club gegründet war, suchte man einen geeigneten Spielort.
Da bot sich der Hohenstein an. Schließlich liegt er in der Nähe von Bommern. Allerdings dauerte es eine Weile, bis man endlich vor dem Haus Hohenstein spielen durfte. „Wir stellten einen Antrag bei der Stadt und es war ein ewiges Hin und Her. Selbst vor kurzem gab es noch Probleme“, erklärt Matz.
Der mit Schotter, Kies und Sand ausgelegte Kasten, in dem die Mitglieder des Clubs regelmäßig spielen, liegt mitten im englischen Garten. „Die Stadt wollte das Bild des Gartens nicht zerstören und hat sogar darüber nachgedacht, den Platz wieder zu entfernen“, so Mitglied Michael Bosold. Das konnte man verhindern. Jetzt sind dort sechs Spielbahnen, auf denen die 43 Mitglieder zwei- bis dreimal die Woche trainieren. Denn der Pétanque-Boule-Club nimmt oft an Turnieren teil.
Dass Boule oft nicht als Sport angesehen wird, wissen die Mitglieder. „Viele bedenken nicht, dass die Kugeln bis zu 800 Gramm wiegen und man viele hintereinander wirft. Das merkt man in den Armen“, meint Bernd Matz. Zudem benötigt man eine hohe Konzentration, um die Kugeln dort hinzuwerfen, wo das „Schweinchen“ ist.
Matz weiß, worauf jeder Boule-Spieler hofft: „Wenn man die Kugel so wirft, dass man eine andere vom Gegner aus dem Rennen wirft und die eigene Kugel genau an der Stelle liegen bleibt - dann ist das wie ein Ass im Tennis.“