Witten. .
„Alte Kameraden“ klingt es aus dem Lautsprecher - und 16 Damen reichen sich paarweise die Hände zum Tanz im Gemeindezentrum an der Christuskirche, Sandstraße: Der Seniorentanzkreis hatte im Jahr seines 30-jährigen Bestehens am Mittwoch eingeladen zum 50. heiteren Nachmittag.
Von Anfang an mit dabei ist Anneliese Hermund. „Damals war ich 50, habe einen Gymnastik-Kurs besucht. Dort haben wir viel mit Bällen gemacht. Dann sagte die Kursleiterin, ob wir nicht mal einen Seniorentanzkreis machen wollten, da waren wir alle dabei, sie bildete sich fort“, erinnert sich die heute 80-Jährige, die bei den Treffen auch immer das Kochen des Kaffees übernimmt, den Übungsraum aufschließt und „auf dem Sonnenschein“ wohnt - so wie Ursula Peters, die den Tanzkreis seit 15 Jahren leitet.
Die Choreographie zu „Alte Kameraden“ hat Ursula Peters, die seit 21 Jahren zur Gruppe gehört, selbst gemacht. Und dankt an diesem Nachmittag Anneliese Hermund für ihr Engagement. Die wiederum dankt ihrem Gatten in Worten und mit einem Kuss dafür, dass er sie jeden Dienstag ziehen lässt, damit sie für zwei Stunden tanzen kann. „Und Kaffee trinken, das machen wir nämlich immer anschließend, wir klönen, sind eigentlich alles Freundinnen in Freud und Leid, die Bewegung und das Zusammensein genießen wir.“
Seit Januar haben die Damen geprobt, zwei sind am Morgen vor der Aufführung noch erkrankt. Die Wanddekorationen - Frühlingsblumen und tanzende Menschen - haben die Frauen selbst gebastelt. Und einen Spruch über die Bühne gehängt: „O Mensch, lerne tanzen, sonst wissen die Engel im Himmel nichts mit dir anzufangen.“
Weiße Hosen tragen die Tänzerinnen, acht sind bekleidet mit rosafarbenen T-Shirts und orangefarbenem Schal - sie tanzen die Damenschritte - und acht mit blauen T-Shirts sowie blauem Schal - sie übernehmen den Herrenpart. Regelmäßig treten sie auf, am 10. Mai beispielsweise bei einer Wohnungsbaugenossenschaft. „Wir sind gefragte Leute“, sagt Ursula Peters scherzhaft, „wenn ich manchmal mit neuen Tänzen komme, haben viele Angst und sagen, dass wir das nie schaffen - aber am Ende gelingt es doch, man braucht eben nur Geduld“.
Sketche, Singspiele, eine Kurzgeschichte, Gedichte, Tanzen mit Gästen, gemeinsames Singen: Bunt ist das Programm am heiteren Nachmittag, bei dem die Damen alles machen - sogar den Kaffee ausschenken, bevor sie zu „By the rivers of Babylon“ und „Ein bisschen Frieden“ später wieder tanzen.
Charlotte Altegoer steht mit auf der Bühne - und ist erst seit drei Monaten mit von der Partie. „Eine alte Schulfreundin, zu der ich losen Kontakt gehalten habe, hat mir gesagt, dass es hier nett ist. Da bin ich mal mitgegangen. Und ich fühle mich sehr wohl. Es ist wunderbar“, sagt die Bochumerin. Noch zwei weitere Damen kommen aus der Nachbarstadt. Charlotte Altegoer gefällt, dass sie beim Tanzen auch ihr Gedächtnis trainiert, aufpassen, sich konzentrieren muss - und Spaß hat.
Die meisten „machen hier mit, bis sie nicht mehr können. Denn wenn man einmal angefangen hat, dann lässt das Tanzen einen nicht mehr los. Wenn ich mal nicht mehr kann, dann hoffe ich, dass der Herr da oben jemanden schickt, der die Kursleitung übernimmt“, sagt Ursula Peters.