Witten. .
Gefühlvolle Saxophon-Töne paaren sich mit dem kräftigen Bass des Schlagzeugs und der klaren Melodie des Klaviers. Bei einem Konzert in der Erlöserkirche gab Musiker Wolf Codera nun mit seinem Team erneut sein Bestes.
Ob rockig oder sanft – keine Melodie ist dem Musiker aus Leib und Seele zu kompliziert oder zu schwer. Während er in der Erlöserkirche Choräle vor rund 150 Zuhörern spielte, legte er am Abend bei einem Auftritt in Essen vor knapp 500 Gästen an rhythmischer Härte zu. Der Vollblutmusiker ist sich für nichts zu schade. Allerdings achtet er immer darauf, dass sein Team aus guten Musikern besteht. Zurzeit geht er mit Matthias Meusel, Schlagzeuger beim Popstar Roger Cicero und Klavierspieler Xaver Fischer, der besonders in der elektronischen Musikszene bekannt ist, auf Tour. Für den nächsten Monat hat Codera, der in Witten aufwuchs, schon neue spannende Ziele: „Zusammen mit Alex Auer, dem Gitarristen von Xavier Naidoo, geht es nach Solingen und Köln. Und wer ihn spielen hört, weiß, wer der Boss ist“, meint Codera.
Nach dem Kulturjahr „Ruhr 2010“ und endlosen Casting-Staffeln bei privaten Fernsehsendern könnte man meinen, dass Deutschland seinen Weg in die Musikszene gefunden hat. Vor allem junge Leute werden angelockt durch die schnell versprochene Karriere. Codera hat dazu seine eigene Meinung: „Die Menschen wollen unterhalten werden. Dann schaffen es auch Formate wie ,Deutschland sucht den Superstar’ zu enormen Einschaltquoten, die eigentlich schlecht sind. Obwohl man sagen muss, dass es sich mit den Jahren gebessert hat.“
Als bekennender Zuschauer der Casting-Shows sieht der Musiker auch einen positiven Trend in den Sendungen: „Hauptsache, die jungen Leute werden überhaupt zur Musik geführt. Wie, ist egal.“ Er selbst weiß, wie man Talente aufspürt, arbeitete er doch in der Erlöserkirche mit zwei Sängerinnen zusammen, die bei jedem Zuhörer Gänsehaut erzeugten.
Besonders gefreut hatte sich Codera auf das Kulturjahr „Ruhr 2010“. Endlich wieder gute Veranstaltungen und Menschen, die sich für die Kulturszene in Deutschland interessieren, so hoffte er. Leider war das Jahr in seinen Augen nicht nachhaltig genug: „Klar ist es schön, dass sich die Leute ein Jahr lang für Kultur begeistert haben. Aber jetzt flaut es total ab.“ Die etablierten Veranstaltungen hätten keine Neulinge gefördert, sondern nur bekannte Größen ins Boot geholt. Er selbst wollte gemeinsam mit Künstlern wie dem britischen Sänger Sting die Ruhr bespielen. „Dieser Antrag wurde abgelehnt. Warum, hat uns nie jemand mitgeteilt“, meint Codera.
Im Juli kommt der Musiker wieder nach Witten. Bis dahin fährt er quer durch Deutschland mit guter Musik im Gepäck. Wolf Codera weiß, warum: „Ich freue mich, wenn die Leute gerne abends in die Kneipe gehen, um sich eine tolle Veranstaltung anzusehen. Und das haben zu einem gewissen Teil auch Casting-Sendungen und Ruhr 2010 geschafft.“