Witten. .

Was tun die Gewerkschaften am 1. Mai, dem Tag der Arbeit, wenn die Konjunktur brummt, wenn die Auftragsbücher voll sind? Sie fordern „faire Löhne, gute Arbeit und soziale Sicherheit - das ist das Mindeste“, so das Motto der DGB-Kundgebung am Sonntag ab 11 Uhr auf dem Rathausplatz.

Im Vorjahr ließ sich die politische Prominenz gleich im Doppelpack in Witten sehen. Sowohl SPD--Chef Sigmar Gabriel als auch Grünen-Sprecherin Claudia Roth fanden den Weg zur Maikundgebung. Damals steckte vor allem der Automobilzulieferer Galladé noch tief in der Krise. Betriebsräte suchten seinerzeit das Gespräch mit Gabriel. Ein Jahr später hat Galladé einen neuen Investor gefunden. Die Sorgen sind zwar noch nicht ganz vorbei, aber vielleicht ist diese Rettung ja symbolisch. Wittens Industrie steht heute fast wieder so gut da wie vor der Krise - manches Unternehmen vielleicht sogar besser.

„Wir können nur die Hälfte liefern, die bestellt wird. Fünf Tage reichen gar nicht zum Produzieren“, sagt der neue stellvertretende DGB-Vorsitzende Ralf Dümpelmann (54), seit 1993 Betriebsratsvorsitzender bei der Edelstahlzieherei Mark Wengern (EZM). Auch der neu gewählte DGB-Chef Henry Fox (49), seit zwölf Jahren Betriebsratschef beim Autoglashersteller Pilkington, ist frohen Mutes. „Die Auftragsbüchere sind voll. Wir sind gut durch die Krise gekommen und merken die Erholung auf dem Markt.“

Jetzt, wo es den Firmen wieder richtig gut geht, will man jene nicht vergessen, die in solchen Boomzeiten gerne die Löcher stopfen dürfen: Leiharbeiter. Wenn sie am Ende in ein festes Arbeitsverhältnis übernommen werden, wie es 150 Mitarbeitern in den letzten drei Jahren bei Pilkington erging, kann Fox gut damit leben. Wenn aus der Leiharbeit aber ein dauerhaft prekäres Beschäftigungsverhältnis wird, hat der Gewerkschafter Bauchschmerzen.

Leiharbeit wird ein Thema des neuen DGB-Vorstandes sein, der sich jetzt erst einmal finden will. Als erstes großes Projekt steht die Mai-Kundgebung an. Hauptredner ist Michael Lennarts von der IG BCE.

Der DGB hofft auf 500 bis 700 Teilnehmer. Der Mitgliederverlust sei gestoppt, sagt Fox. „Ich glaube, der Zuspruch zu den Gewerkschaften steigt wieder. Die Menschen wollen für gute Arbeit anständige Löhne.“