Witten. .
Moderne Komponisten zieht es zur Ruhr: Die Wittener Tage für neue Kammermusik haben sich in den letzten Jahren immer wieder originelle Schauplätze ausgesucht. In diesem Jahr geht das bundesweit bedeutende Festival ans Wasser. Es bringt brandneue Stücke, die extra einen Bezug zur Ruhr herstellen. Sie werden auch am Fluss aufgeführt.
Vom 6. bis 8. Mai verwandelt sich Witten musikalisch in eine Stadt der Avantgarde. Allein 24 Uraufführungen stehen im Programm der Kammermusiktage. Dazu kommen fünf deutsche Erstaufführungen. Die Zeiten, in denen moderne Musik ein Schrecken für traditionelle Hörer war, sind vorbei. Das Publikum hat sich gewandelt; jüngere Hörer können mit den Klängen zeitgenössischer Komponisten etwas anfangen. Anspruchsvolle Musik darf heute durchaus unterhaltsam sein. Und Komponisten der „leichten Muse“ orientieren sich auch an ihren Kollegen an der Spitze des musikalischen Fortschritts.
Musik, Raum und Landschaft führen die neuen Stücke zusammen, die zur Eröffnung am Freitag, 6. Mai, erklingen. Burg Hardenstein und die historische Schleuse in Herbede sind der Schauplatz für die Uraufführung von „Querströmung“ des Schweizer Komponisten Daniel Ott. Er hat seine Aktion für „eine Ruhrlandschaft mit Wasserfall, fünf Schlagzeugern, zwei E-Gitarren und Tonband“ bestimmt. Anschließend wartet das Schiff „MS Schwalbe II“ am Anleger der Schleuse Herbede für eine weiter Uraufführung. Die Konzerte an der Schleuse und auf der „Schwalbe II“ werden am Samstag und Sonntag, 7. und 8. Mai, wiederholt.
Ott ist auch Komponist der Uraufführung „querformat“ am 6. Mai, 18 Uhr, im Haus Witten: Zu hören ist eine „Raumkomposition für ein Ölgemälde mit Ruhrlandschaft, Bassklarinette, Baritonsaxophon und Tonband“.
Harry Vogt, Redakteur beim WDR und langjähriger Künstlerischer Leiter der Kammermusiktage, lockte wieder bekannte Künstler nach Witten. Zum Beispiel die Schola Heidelberg und das Ensemble Modern unter Johannes Kalitzke. Im Konzert am 6. Mai, 20 Uhr, im Festsaal bringen sie Uraufführungen des Japaners Chikage Imai, des 1982 in San Francisco geborenen Anthony Cheung, und des in Köln lebenden Klangschöpfers Vassos Nicolaou. Außerdem erklingt „Schiller: energische Schönheit“ von Peter Eötvös. Er hat in den letzten Jahren durch Opern Aufsehen erregt und schreibt derzeit für Frankfurt ein Bühnenwerk mit dem Titel „Der goldene Drache“.
Das Abschlusskonzert am Sonntag, 8. Mai, 15.30 Uhr, steht unter dem Titel „Spiegelreflexionen“ und bringt ausschließlich Uraufführungen von Hans Zender, Misato Mochizuki und Arnulf Herrmann.
Im Zentrum der diesjährigen Kammermusiktage steht der Komponist Stefano Gervasoni. Der 1962 im italienischen Bergamo geborene Komponist studierte mit namhaften Schöpfern zeitgenössischer Musik. Er lehrt Komposition in Paris. Am 7. Mai, 11.30 Uhr, stellt sich Gervasoni in einem eigenen Porträtkonzert im Märkischen Museum im Gespräch mit Martina Seeber vor.