Witten..
Brauchtumspflege im eigenen Garten ist inzwischen eine Ausnahme. Statt hunderter Osterfeuer werden nur noch 20 genehmigt. Seit 2005 gibt es einen Ratsbeschluss, dass sie nur noch im Rahmen von öffentlichen Veranstaltungen erlaubt sind.
„Wir haben gemeinsam gegrillt, gesungen und viel Spaß gehabt“, erinnert sich Karin Kunick ein wenig wehmütig an die Zeit der Osterfeuer auf ihrem großen Grundstück am Wartenbergweg 37. Seit einigen Jahren ist es damit vorbei.
Denn seit 2005 gibt es einen Ratsbeschluss, dass Osterfeuer nur noch im Rahmen von öffentlichen, jedem zugängligen Veranstaltungen erlaubt sind. Überdies gilt die Regelung nur für Feuer, die der Brauchtumspflege dienen. „Wurden wir vor dem Ratsbeschluss noch von Anträgen überhäuft, so sind sie seitdem deutlich zurückgegangen“, sagt Ulf Köhler vom Ordnungsamt. In Zahlen heißt das: Waren es 2004 noch rund 600 Anträge, so lagen sie 2005 bei 70 und in diesem Jahr bei nur 21. Dabei kam es immer wieder zu Ablehnungen.
„Auf unserem Grundstück war das Osterfeuer 40 Jahre lang Tradition“
Grund dafür kann zum Beispiel auch sein, dass der vorgegebene Sicherheitsabstand zu einem Waldgebiet, der in der Regel bei 100 Metern liegt, nicht eingehalten wird. Wer sein Grundstück beim Osterfeuer für die Öffentlichkeit zugänglich hält, Brauchtum nachweist und den Sicherheitsabstand wahrt, könnte es also eigentlich weiterhin stattfinden lassen.
„Auf unserem Grundstück war das Osterfeuer zwar 40 Jahre lang Tradition. Aber ich könnte mir nicht vorstellen, dass einfach Fremde dazu kämen“, nennt Karin Kunick (68) vom Wartenberg einen Grund, warum sie nach der Regelung von 2005 darauf verzichtet hat. Aber schade findet sie es rückblickend schon: „Denn zu unserem Osterfeuer kamen Freunde und Verwandte aus vielen Stadtteilen. Ich habe Erbsensuppe gekocht, die Männer haben Bier, die Frauen Sekt getrunken“, erinnert sie sich. Es wurde Gitarre gespielt und die Teilnehmer hätten es sich auf Matratzen gemütlich gemacht.
Weniger romantische Erinnerungen hat Ulf Köhler an Kontrollen von Osterfeuern: „Früher waren unter dem aufgestapelten Holz manchmal sogar alte Kühlschränke und Reifen versteckt.“ Aber mit der zurückgehenden Zahl der Osterfeuer sei das nicht mehr geschehen. Letztlich wurden jene Feuer auch häufig zur Entsorgung von Gartenschnitt verwendet.
Related content„Jeder brachte etwas zu essen mit, die Kinder tobten herum“
„Und früher gab es eine Pflanzenabfallverordnung, die regelte, dass im bestimmten Rahmen pflanzliche Abfälle verbrannt werden durften“, so Köhler. Die sei dann aber weggefallen, als das Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz eingeführt wurde, das solches Verbrennen nicht mehr zuließ. „Das wäre das Ende aller Osterfeuer gewesen“, so Köhler. Und deshalb habe der Rat 2005 beschlossen, die genannten Ausnahmen zuzulassen.
Auch Rosemarie Schwarz, die auf Steinhausen in Bommern wohnt, trauert der Zeit vor der Neuregelung nach. Damals habe sie auf dem freiliegenden Acker, der sich zwischen der Frielinghauser Straße und dem Weg „Auf Steinhausen“ erstreckt, beim dortigen Osterfeuer mit Familie und Nachbarn schöne Jahre erlebt: „Jeder brachte etwas zu essen mit, die Kinder tobten herum. Und alle konnten hinterher zu Fuß nach Hause gehen, wenn sie etwas getrunken hatten“, erinnert sie sich.
Ausnahmegenehmigung mit Feuerwehr erarbeitet
Sie verstehe auch, dass die Regelung heute strenger ist, „weil unter dem Deckmäntelchen Osterfeuer viel Schindluder getrieben wurde“. Unverständlich ist ihr aber, dass gleichzeitig ein Osterfeuer auf der Wiese an der Muttental-straße 20 genehmigt wurde, wo der Wald so nah sei.
„Wir haben dafür mit der Feuerwehr eine Ausnahmegenehmigung erarbeitet“, erklärt Ulf Köhler. Denn die Martin-Luther-Kirchengemeinde Ardeystraße veranstalte auf jener Wiese traditionell ihre Osterfeuer. „Das wollten wir nicht kaputt machen“, so Köhler. Die Feuerstelle dürfe aber nur drei Meter Durchmesser und einen Meter Höhe haben. Außerdem müssen ein Feuerwehrschlauch mit Spritze und ein Wasseranschluss vor Ort nachgewiesen werden. Ulf Köhler: „Wir werden das kurz vor der Veranstaltung kontrollieren.“