Behandlungskonzepte, die Schul- und alternative Medizin verbinden, mehr in den Blickpunkt zu rücken: Das ist das Ziel der engagierten Studierenden-Initiative „Medizin mit Herz und Hand“. Darum richtet sie zum zweiten Mal eine „Sommerakademie für integrative Medizin“ aus.

Die war schon 2010 ein voller Erfolg, gibt es doch Vertiefungs- und Schnupperworkshops zu beispielsweise Osteopathie, Homöopathie, Kunsttherapie, anthroposophischer Medizin, traditioneller chinesischer Medizin - und auch zur Schulmedizin. Besonderheit: Das alles soll zusammenfinden, ein Behandlungskonzept für einen Patienten erstellt werden.

Der wird mit seinen Leiden zu Beginn der Woche vom 31. Juli bis 6. August präsentiert. Dann geht es in die Gruppenarbeit. „Anschließend werden die Ergebnisse aus allen Gruppen verknüpft, auf den Patienten angewendet“, so der Wittener Medizinstudent Matthias Pfrogner (24) aus dem Organisationsteam.

Malen hilft dem Verhältnis zwischen Ärzten und Patienten

Zu dem gehört auch Clownin Katharina Steinfest (27) aus Kassel. Sie studiert an der Fernuni Philosophie, möchte eine Filmdokumentation über die Sommerakademie erstellen. „Mich überzeugt, dass hier der künstlerische Aspekt mit berücksichtigt wird. Das Action Painting war beliebt im vergangenen Jahr.

Außerdem ist es gut, wenn nicht nur Mediziner mitmachen, die immer nur untereinander diskutieren.“ Außenstehende könnten oft besser beurteilen, was ärztliches Handeln bräuchte. „In Frankreich gibt es Modelle, bei denen sich Patienten und Ärzte auf menschlicher Ebene begegnen, beispielsweise bei Malaktionen. Das ist hilfreich.“

Universitäten sind zurückhaltend

Doch nicht nur zum Pinsel greifen können die Teilnehmer, sondern auch morgens gemeinsam singen. Übernachten können sie in Zelten. „Unsere Lehre aus 2010: Wir brauchen bessere Zelte für schlechtes Wetter. Wir sind aber auch dabei, andere Unterkünfte zu finden. Günstig sollen sie sein, denn wir möchten, dass die Teilnahmegebühr gering bleibt“, so Pfrogner. Darum habe das Einwerben von Fördermitteln das zehnköpfige Team viel Energie gekostet.

„Ursprünglich hatten wir vor, die Sommerakademie jährlich an einem anderen Ort stattfinden zu lassen. Aber das ist schwierig. Viele Unis wollen das gar nicht - wie Marburg. Da bekommen homöopathische Arbeitsgruppen erst gar keinen Raum für eine Sitzung“, so der angehende Arzt. Eine Klinik in Ostdeutschland habe sich noch angeboten. „Aber wir möchten schon eine Anbindung an eine Hochschule haben.“

Ständiger Austausch

Verstärkt soll in diesem Jahr der Patientenfall im Mittelpunkt stehen. „Wir möchten noch mehr auf Reflexionsgruppen setzen, den Austausch noch verstärken und zwischendurch schon Ergebnisse austauschen, nicht erst am Ende“, so die Wittener Medizinstudentin Vanita Voß (23) aus dem Organisationsteam.

Sie erwartet 160 bis 200 Teilnehmer. „Ich war überrascht, dass wir schon im Januar die ersten Anmeldungen bekamen - noch bevor wir unseren Anmeldebogen aktualisiert hatten. Die Akademie hat sich rumgesprochen.“ Und auch Dr. Jörg Reißenweber vom Wittener Zentrum für Elektropathologie und Umweltmedizin, der sich 2010 eigens für die Akademie eine Woche Urlaub genommen hatte, ist von dem Ansatz begeistert: „Auch für mich persönlich hat sich die Teilnahme voll und ganz gelohnt - zum einen aufgrund der vielen bereichernden Begegnungen und zum anderen, um einen interessanten Blick über den Tellerrand der Schulmedizin zu werfen.“