Witten. .
Immer mehr Wittener wollen zu „grünem“ Strom wechseln. In den letzten Tagen wechselten rund 800 Stadtwerke-Kunden in den Öko-Tarif.
Das verlautete auf einer Podiumsdiskussion, zu der die SPD ins „Mondolino“ eingeladen hatte. Vier Experten besprachen die Situation nach dem Unfall von „Fukushima“ und stellten sich den Fragen der Zuhörer.
Frank Schwabe, Bundestagsabgeordneter und stellvertretender Vorsitzender der Arbeitsgruppe Reaktorsicherheit, eröffnet die Diskussion mit einem Zitat Erhard Epplers: „Atomkraft ist nicht beherrschbar. Diese Energie ist nichts für die Menschheit.“
Dieser Aussage schließt sich der 40-jährige Castrop-Rauxler an. Zur Atomenergie-Debatte in Deutschland schlägt er vor, die acht ältesten AKW sofort abzuschalten, regenerative Energiequellen aufzurüsten und langfristig noch in diesem Jahrzehnt die restlichen deutschen Atomkraftwerke vom Netz zu nehmen. Mit dem schrittweisen Abbau der AKW meint Schwabe, auf den Zukauf von Atomenergie aus dem Ausland sowie den Rückgriff auf fossile Energieträger verzichten zu können.
Als weiterer Experte konnte Dr. Kazuma Matoba, japanischer Dozent der Universität Witten/Herdecke, gewonnen werden, der Auskunft über die japanische Mentalität geben sollte und über die Ruhe der Bevölkerung im Angesicht der Katastrophe befragt wurde. „Ich sehe keinen großen Unterschied zwischen Deutschen und Japanern“, erzählt er den erstaunten Zuhörern. Stattdessen glaube er, dass die Berichterstattung der japanischen Medien bewusst eine Massenpanik verhindere.
Trotz der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki im Zweiten Weltkrieg, stünde die Atomtechnologie in Japan selten in der Kritik: „Seit 1945 möchten die Japaner die Atomkraft positiv nutzen. Auch im Atombomben-Museum in Hiroshima spricht man sich für eine positive Nutzung aus“, so Dr. Matoba, der seinerseits die Energieverschwendung der japanischen Gesellschaft an-prangert.
Dr. Paul-Günther Fischer, Leiter des Strahlenschutzdienstes des Landesinstitutes für Gesundheit und Arbeit NRW, räumt schließlich mit einigen Missverständnissen und Fehlannahmen auf: „Die Strahlung aus Japan ist schon nach Deutschland gekommen. Die Werte sind aber so niedrig, dass sie für uns zu keinem Risiko führen“, beruhigt er die Zuhörer.
Der aktuelle Unfall in Japan sei darüber hinaus mit Tschernobyl nicht zu vergleichen, die Freisetzung sei eine ganz andere. Auch Lebensmittel aus Japan, die ohnehin nur in sehr geringem Maße importiert würden, unterlägen Strahlenschutz-Untersuchungen, bei denen man sich an neuen europäisch vereinheitlichten Richtwerten orientiere.
Abschließend informierte auch Uwe Träris, Geschäftsführer der Stadtwerke, über die Möglichkeit Wittener Bürger, auf Atomstrom zu verzichten. „Seit März gibt es über 900 Haushalte in Witten, die den ,grünen Strom’ beziehen.“