Witten.

Unzählige Läufe, Vorschläge und rasante Verzierungen: Der chinesische Pianist Haiou Zhang glänzte bei der letzten Veranstaltung des Konzert-Zyklus „Best of NRW“ mit technisch anspruchsvoller Stückauswahl im Haus Witten.

Ganz im Zeichen des ungarischen Klaviervirtuosen Franz Liszt steht das Konzert, das der 24-Jährige mit der Paraphrase „Isoldes Liebestod“ aus der Wagner-Oper „Tristan und Isolde“ eröffnet. Haiou Zhang spielt mit halb geschlossenen Augen, seine Finger gleiten grazil über die Klaviatur. Leicht und träumerisch klingen die unzähligen Verzierungen, die er so präzise auf den Punkt bringt. Die Saiten spiegeln sich im glänzenden Deckel des schwarzen Konzertflügels wider. Spielerisch hüpfen die Dämpfer auf und ab, harren zum Ende des Stückes sekundenlang aus und berühren die Saiten nicht eher, bis auch der letzte Ton gänzlich verklungen ist.

Insbesondere mit „St. François d’Assise prêchant aux oiseaux“ aus dem Werk „Légendes“ liefert Zhang eine beeindruckende Leistung ab. Gefühlvoll imitiert er in der rechten Hand mit unzähligen Trillern das Schwirren und Flügelschlagen der Tauben, vermittelt den Eindruck, die Vögel könnten beim leisesten Atemzug des Zuhörers davonfliegen. Die zunächst tiefere, monophone Melodie präsentiert er feinfühlig, zeichnet eindrucksvoll den Aufbau ins Mehrstimmige nach und lässt sich auch von gegenläufigen Melodiesträngen nicht aus der Ruhe bringen.

Nach dem bravourösen Finale der „Ungarischen Rhapsodie Nr.2“ bekommt Haiou Zhang schon vor der Pause spontane Bravo-Rufe aus dem Publikum, bevor er im zweiten Teil des Abends mit der „Sonate in h-moll“ noch einmal sein ganzes Können unter Beweis stellen kann.

Für die eindrucksvolle Darbietung und einwandfreie Umsetzung des extrem anspruchsvollen Repertoires bekam Zhang viel Applaus.