Witten. .

Für Kazuma Matoba hat die aktuelle Situation in Japan besondere Brisanz. Der 48-jährige Privatdozent der Universität Witten/Herdecke, der seit 18 Jahren mit seiner Familie in Witten lebt, hält täglich Kontakt zu den Angehörigen in seinem Heimatland.

Haben Sie Verwandte oder Bekannte, die in der Nähe des Epizentrums des Erdbebens leben?

Matoba: Meine Verwandten wohnen zum Glück weiter südlich in Tokio und Kobe. Dort ist das Beben nicht ganz so schlimm gewesen, und ihnen ist zum Glück nichts passiert. Darüber bin ich sehr erleichtert. Aber ich habe einen guten Freund, der in der Region Sendai lebt. Dort sind die Auswirkungen am schlimmsten gewesen. Ich habe versucht, ihn zu kontaktieren, aber bislang hat er sich noch nicht gemeldet. Ich mache mir derzeit große Sorgen um ihn.

Erdbeben sind in Japan keine Seltenheit. Wie bereitet man sich in Ihrer Heimat darauf vor?

Es gibt viele Informationen und Kurse, die auf mögliche Erdbeben vorbereiten. Schüler lernen zum Beispiel schon in der Schule, wie sie sich bei einem Beben verhalten sollen. Aber so etwas trifft die Bevölkerung trotz aller Vorsichtsmaßnahmen immer sehr plötzlich. Meine Verwandten, die in Kobe leben, haben das schon vor 16 Jahren miterlebt, als dort das letzte große Erdbeben mit verheerenden Auswirkungen gewütet hat.

Woher beziehen Sie selbst Ihre Informationen über die aktuelle Lage in Japan?

Ich informiere mich regelmäßig über das Fernsehen. Obwohl ich den japanischen Fernsehsender NHK International empfange, habe ich festgestellt, dass dort nicht immer die aktuellsten Nachrichten gezeigt werden. Stattdessen schaue ich jetzt N-TV. Dort sind die Nachrichten meist auf einem neueren Stand.

Wie schätzen Sie die Informationspolitik der japanischen Regierung ein?

Ich glaube, dass die japanische Regierung keine exakten Informationen nach draußen lässt.

Denken sie, dass die Lage verharmlost dargestellt wird?

Ja, ich denke schon. Meine Verwandten in Japan haben sehr große Sorgen vor der Kernschmelze. Sie haben über Behörden und das Internet genauere Informationen bekommen als wir in Deutschland. Aufgrund dieser Informationen hat meine Mutter die anderen Familienmitglieder bereits davor gewarnt, bei Regenfällen auf die Straße zu gehen.

Wie bereiten sich Ihre Angehörigen auf weitere Erbeben vor?

Meine Familie hat für solche Fälle immer eine große Reserve an Nahrungsmitteln angelegt. Außerdem haben sie genaue Notfallpläne besprochen. Alle wissen, wie man sich am besten bei Erdbeben verhalten muss und haben Treffpunkte festgelegt, an denen man sich im Notfall mit den anderen Familienmitgliedern treffen kann.