Witten.

Der Leidensweg Christi in leuchtenden Kontrastfarben: Mit gezielten Pinselstrichen bringt der spanische Künstler Jorge Rando in seinem neoexpressionistischen Bilderzyklus „Die Passion“ die biblischen Szenen auf die Leinwand. Acht große Ölbilder und zehn kleinere Zeichnungen dieses Zyklus werden ab Sonntag in der Johanniskirche ausgestellt.

In Malaga wird dem 69-Jährigen derzeit ein eigenes Museum errichtet, und auch außerhalb seiner spanischen Heimat konnte Jorge Rando sich mit seinen expressionistischen Werken einen Namen machen. Seine letzte internationale Ausstellung eröffnete er im Januar in der New Yorker Museumsstiftung Gabarron vor 200 geladenen Gästen. Auf Einladung des Iserlohner Pfarrers Andres Kuhn kam der Spanier nun auch nach NRW.

„Deutschland ist meine zweite Heimat“, sagt der 69-Jährige, den es nach dem Philosophiestudium in die weite Welt gezogen hatte. Gegen den Willen seiner Eltern, mit einer gefälschten Unterschrift auf den Reisedokumenten, kam der damals 20-Jährige auf seiner Durchreise nach Köln. Von der Domstadt sei er so begeistert gewesen, dass er für mehr als 20 Jahre blieb. Dort fand der Künstler auch durch die Auseinandersetzung mit der deutschen und zentraleuropäischen Kunst und Kultur zu seinem eigenem Stil, dem Neoexpressionismus.

Mit entsprechend kräftigen Farben leuchten die Passionsbilder von den weiß getünchten Wänden des Kirchenschiffs der Johanniskirche dem Besucher entgegen. In dem dezenten Innenraum entfalten die kontrastreichen Magenta- und Grüntöne ihre volle Wirkung und harmonisieren erstaunlicher Weise sogar mit den Glasfenstern des Gotteshauses.

In den biblischen Szenen des Leidens und der Kreuzigung entfaltet sich aber durch die ansprechende Farbgebung auch Raum für Licht, Hoffnung oder - wie Maler Jorge Rando anführt - Liebe.

Insgesamt schuf der Spanier über 100 Ölgemälde und 120 Zeichnungen. Schon seine expressionistischen Vorbilder, wie der Künstler Emil Nolde, haben Passionsbilder geschaffen, jedoch seien dies immer nur einzelne Werke gewesen, erklärt Rando. Er jedoch sei der erste, der die gesamte Passionsgeschichte in einem Bilderzyklus darstelle.

Obgleich nur ein kleiner Teil der Bilder in der Johanniskirche ausgestellt wird, entsteht eine stimmungsvolle Gesamtatmosphäre, die nach der Vernissage noch vier Wochen lang für Andachten genutzt wird. Pfarrer Bernd Neuser geht es bei den Kunstausstellungen aber nicht nur um die eigene Gemeindearbeit.

„Wir möchten die Stadtkirche für Kunst öffnen und sie bewusst in den sakralen Raum holen“, erzählt er. Um vermehrt Besucher in die Ausstellung zu locken, werde sie daher auch speziell zu den Wochenmarkt-Zeiten für Besucher geöffnet.