Witten. .

Der Blick vom Helenenturm ist schwarz-weiß. Zumindest auf dem Bild, das Friedrich Goebel 1886 fotografierte. Eine der Reproduktionen fand sich jetzt im Keller einer Vormholzer Familie.

Das gesamte Panorama besteht aus 14 etwa DIN A-4- großen Einzelbildern. Liegen sie nebeneinander und nicht rundum an der Wand, beginnt die Ansicht links am Hohenstein. Der Blick vom Turm geht Richtung Süden, doch dort, wo heute das Berger-Denkmal steht, klafft Ende des 19. Jahrhunderts noch eine Lücke. Das Denkmal selbst wurde um 1902 erbaut. Weiter schweift der Blick über Bommern nach Steinhausen und zur Zeche Nachtigall. Schienen laufen dort schon vorbei. Die Herbeder Straße schlängelt sich entlang der Ruhr. Zu erkennen ist die Steinwand, von der heute die Brocken auf die Straße fallen. Weiter geht’s über eine große freie Fläche, auf der längst die Edelstahlwerke ihren Platz haben. Wir erreichen die Innenstadt, noch ohne Rathaus, doch deutlich ragt der Turm der Johanniskirche empor.

„Das ist ein Puzzle“, sagt Karl Schiltz, „wer sich dafür interessiert, kann sich stundenlang mit dem Bild beschäftigen.“ Der gebürtige Sauerländer zog erst 1975 nach Witten und bekam die einzelnen Fotos damals von einem Freund geschenkt -- in Buchform mit einem roten Cover, das aber nicht mehr existiert.

Beate und Karl Schiltz haben je zwei der Bilder auf Holzplatten aufziehen lassen, die eine Weile im Treppenhaus hingen und dann in den Keller verbannt wurden. Dort waren sie über 20 Jahre in Vergessenheit geraten – bis das Ehepaar den Keller entrümpelte.

Der Artikel über die Bahnhofsbilder des Wittener Künstlers Lutz Quambusch in unserer Zeitung brachte die beiden auf die Idee, auch dieses Panoramabild der Wittener Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen: im Museum, im Rathaus, auf jeden Fall dort, wo es im Idealfall wieder rundum betrachtet werden kann. An einem Verkauf besteht kein Interesse: „Vielleicht wollen unsere Kinder die Fotos irgendwann mal haben, die sind ja hier aufgewachsen“, erklärt Karl Schiltz.

Etwa 100 Drucke des durchaus berühmten Werkes mögen existiert haben, schätzt Dr. Martina Kliner-Fruck, Leiterin des Stadtarchivs. Auch dort gibt es das eine oder andere Exemplar, das ab und zu ausgestellt wird. Das Original-Panorama jedoch existiert nicht mehr. Friedrich Goebels Sammlung von Bildern und Fotoapparaten, die er 1929 dem Märkischen Museum vermachte, wurde im Krieg vernichtet. Damit ging wertvolles Bildmaterial über die Ruhrstadt verloren.