Witten. .
In Witten leben derzeit fünf Libyer, die die Gewalt in ihrer nordafrikanischen Heimat und das Gebaren des offenbar zu allem entschlossenen Diktators Muammar al Gaddafi mit Sorge verfolgen.
„Vor drei Jahren hatten wir sogar einen libyschen Architekten in der Stadt“, sagt die Integrationsbeauftragte Claudia Formann, „aber der ist inzwischen nach London verzogen.“ Unter den 113 Nationalitäten, die Witten ihre Heimat nennen, sind die fünf nur eine sehr kleine Minderheit.
Nur eine Stunde Zeitunterschied gibt es zwischen Witten und Tripolis. Und doch liegen ganze Welten dazwischen. Verbindungen zwischen dem Staat und der Ruhrstadt gibt es zwar nur spärlich, aber es gibt sie. So ist die University of Tripolis eine Partnerhochschule der Universität Witten/Herdecke. Es besteht eine Forschungskooperation.
Die Universität hat die Homepage der Einrichtung in Libyen verlinkt - klickt man, so öffnet sich die Seite, die zunächst den Blick freigibt auf das Konterfei des „Revolutionsführers“. Die Uni ist eine von über 20 Hochschulen, mit denen die Fakultät für Gesundheit/Humanmedizin kooperiert. Allerdings ruhe die Kooperation momentan, ließ Prof. Eckhart G. Hahn von der Fakultät für Gesundheit ausrichten.
Reisen nach Libyen spielen in Reisebüros kaum eine Rolle. „Das kommt selten vor, darum können wir auch nicht sagen, dass es aufgrund der Situation in dem Land weniger geworden ist“, heißt es im Reisebüro Wedhorn.
Die Firma „Ruhrpumpen“ in Annen baut Pumpen verschiedener Art und Größe, liefert sie in die ganze Welt - beispielsweise auch zur weltweit größten Trinkwasser-Pipeline, dem Great-Man-Made-River-Projekt in Libyen, einem Projekt zur besseren Wasserversorgung der Bevölkerung und der Landwirtschaft.
In übermannsgroßen Rohren wird fossiles Grundwasser aus unterirdischen Seen der Wüste Sahara in Richtung der libyschen Küste geleitet. Da-mit das Wasser sauber bleibt und nicht durch den Stahl der Pumpen kontaminiert wird, werden diese höchst akkurat von innen mit einer Kunststoffbeschichtung versehen. Die Auftraggeber waren selbst mehrfach nach Witten gereist, um die Arbeit zu begutachten.
Inzwischen habe man allerdings keinen großen Kontakt mehr nach Libyen. „Es kommen höchstens noch Ersatzteilanfragen. Bislang war das unser einziges großes Projekt in Libyen. Wir haben aber auch keine engen persönlichen Kontakte, wissen auch nur, was wir der Presse entnehmen“, so Stephan Frieds von Ruhrpumpen.