Witten. .

Klettern ist in. Und für den Alpenverein eine Möglichkeit, Nachwuchs zu rekrutieren. Die Chancen stehen nicht schlecht: 14 Kinder testeten jetzt den neuen Kletterkurs in der Blote-Vogel-Schule auf dem Annener Berg.

„Messi“ und „Ballack“ hängen schon an der Wand. Die Jungs in den Fußballtrikots heißen eigentlich Samuel (6) und Joshua (12) und sind mit Bruder David (9) und Mama Ruth Sommerhoff (37) einfach mal Schnuppern gekommen. Macht das Spaß? Der kleine Samuel nickt. Ist das anstrengend? Wieder ein Nicken. Seine Mutter kann das nur bestätigen: „Das Klettern fordert unheimlich viele Kompetenzen. Zum Beispiel die Konzentration und die Beweglichkeit. Und es gibt außerdem so einen kleinen Mut-Angst-Kick.“ Das Angebot des Alpenvereins möchte sie auch aus einem anderen Grund gern nutzen: „Wenn ich mit meinen Dreien in die Kletterhalle gehe, bin ich schnell 50 Euro los.“ Im Verein zahlen Kinder 16 Euro Mitgliedsbeitrag pro Jahr, hatte Dirk Zautke den Eltern vorhin erklärt.

Zautke hat vor rund vier Jahren als Jugendreferent bei der Sektion Witten des Deutschen Alpenvereins begonnen, die damals brach liegende Arbeit mit jungen Menschen wieder anzukurbeln. Inzwischen gibt’s eine Gruppe mit Zwölf- bis 15-Jährigen, aber auch da „sind noch Plätze frei“. Dass Kinder und Jugendliche Mangelware sind im Verein, der immerhin an die 600 Mitglieder zählt, erklärt Zautke so: „Viele in der Stadt glauben, dass sich bei uns nur ältere Semester zum Bergwandern treffen.“ Klar, das sei auch der Fall. „Wir haben eine aktive Seniorenabteilung, die schöne Wanderungen macht.“ Aber den Alpen- als Altenverein abzutun, sei ein Fehler.

Zautke ist selbst das beste Beispiel dafür, das der Sport auch in jüngeren Jahren zur Leidenschaft werden kann. Der 48-Jährige ist Bergsportlehrtrainer für den Landessportbund. Er führt alpine Wanderungen. Und liebt die Abwechslung: Er kraxelt genauso gern übern Gletscher wie über eine Almwiese.

Das Klettern in der Halle, erzählt Zautke, sei in den letzten zehn, 15 Jahren aktuell geworden. „Damit wir auch im Winter trainieren können.“ Inzwischen sei das fast schon eine eigene Sportart und „wir wollen olympisch werden“.

Im Sommer, sagt Zautke, da gehen die Kletterer natürlich grundsätzlich an den Fels. Unten am Hardenstein oder in Klettergärten in Schwelm und Hattingen. Oder ein ganzes Wochenende lang in der Eifel oder im Sauerland, wo der Alpenverein je eine Hütte hat. Natur pur. Aber, sagt Dirk Zautke, „die Berge sind kein Kinderspielplatz“. Die richtige Ausrüstung sei das A und O, ob beim Klettern oder Wandern. Die Grundlagen des Bergwanderns bringt Zautke auf Wunsch auch Nichtmitgliedern bei, die nur mal im Gebirge urlauben wollen.

Die Kinder in der Halle haben inzwischen eine Runde Ball gespielt. Jetzt schnallt Dirk Zautke ihnen einen Gurt um, dann üben Caja (10), Lea (9), Emma (11) und die anderen mit den lizenzierten Helfern das Abseilen an der Sprossenwand, bevor sie bis zu acht Meter hoch klettern dürfen. „In zwei Monaten sichern sich die Kinder gegenseitig selbst“, verspricht Zautke. Dem elfjährigen Johannes jedenfalls macht die Sache Spaß: „Da muss man voll Power geben.“ Nächstes Mal üben die Kinder den Anseilknoten. Und in einem Jahr dürfen sie schon den Führerschein machen. Den fürs Klettern natürlich.