Dass mit der verpflichtenden Wehrzeit die Zivildienstleistenden wegfallen, stört die meisten Wittener Verbände nicht.
„In den Hoch-Zeiten haben wir 35 Zivildienstleistende gehabt. Aber da blieben sie auch noch eineinhalb Jahre“, so Awo-EN-Geschäftsführer Jochen Winter. Noch einen Zivi gibt’s bei der Awo. Durch die Verkürzung des Dienstes auf sechs Monate sei es kaum möglich gewesen, die Zivis in der Beziehungsarbeit einzusetzen. „Man kann Menschen nicht alle sechs Monate ein neues Gesicht präsentieren.“
Diese Erfahrung hat auch Caritas-Geschäftsführer Hartmut Claes gemacht. „Jemand, der so kurz da ist, wird von den Patienten als Bezugsperson abgelehnt. Wir haben darum seit der Zivildienstverkürzung 2005/2006 nicht mehr auf Zivildienstleistende gesetzt.“
Die Diakonie beschäftigt seit fünf Jahren keine Zivis mehr. Noch zwei leisten ihren Restdienst im Seniorenheim Egge ab, so die Pflegedienstleiterin. Doch vor Probleme gestellt sieht sie sich durch den Weggang nicht. Man käme auch so klar.
Das gilt auch für den Arbeiter-Samariter-Bund, der schon zuvor verstärkt auf das freiwillige soziale Jahr gesetzt hat. „Früher hatten wir Zivis im Rettungsdienst. Aber mit der Verkürzung lohnte sich die Ausbildung nicht mehr. Abzüglich des Urlaubs des und Zivi-Lehrgangs blieben sie uns nur vier Monate erhalten“, erklärt Sprecher Sebastian Stewen.
Neun Zivis packten im Marienhospital früher mit an. „Jetzt sind es noch zwei“, so Prokuristin Simone Lauer. Fehlen würden diese Helfer. „Wir hoffen, dass sich die, die z.B. auf einen Studienplatz warten, um ein soziales Jahr bewerben. Aber bis jetzt liegt uns noch nichts vor.“
Um junge Frauen und Männer für ein freiwilliges soziales Jahr (FSJ) wirbt auch die Awo. „Wir haben gute Erfahrungen mit FSJlern gemacht. Darum suchen wir mehr. Es ist ungünstig, dass es jetzt die Parallelsysteme FSJ und Bundesfreiwilligendienst gibt. Wir hatten auf eine Verbesserung der Finanzierung des FSJ gehofft“, bedauert Winter.
Ebenso setzt das Deutsche Rote Kreuz für „Essen auf Rädern“ auf Menschen, die ein soziales Jahr ableisten. „Wir glauben, dass wir auch weiterhin Interessenten finden“, so Dustin Kühnle.
Die Caritas Witten dagegen setzt eher auf Mini-Jobber. „Viele Rentner und Frührentner sind froh, noch etwas Sinnvolles zu tun. Sie haben Lebenserfahrung, können sich gut in die Gefühlswelt alter Menschen versetzen. Sie sind um die 60 oder 65 und die zu Betreuenden um die 85 Jahre. Es liegt nur eine Generation dazwischen. Und sie bleiben länger“, so Claes. Schade sei, dass der Dialog der Generationen auf der Strecke bleibe. „Junge und Senioren konnten sich früher viel geben.“