Witten. .

Ganz jungen Ärger hat sich der NRW-Landesvorsitzende der Senioren-Union der CDU, Leonhard Kuckart, eingehandelt. Gestern distanzierte sich auch der Wittener Stadtverband der CDU-Senioren von den umstrittenen Äußerungen ihres Landesvorsitzenden zum Kinderlärm.

Kuckart hatte unter anderem Kinderlärm und Pressluftbohrer in einem Atemzug genannt und betont, nicht nur Kinder, sondern auch ältere Menschen hätten Rechte. Während Kuckart jedoch Pläne der Bundesregierung ablehnt, künftig innerhalb von reinen Wohngebieten den Bau von Kindertageseinrichtungen grundsätzlich zuzulassen, hat sich die Wittener Ortsgruppe dafür ausgesprochen. Stadtverbands-Vorsitzender Friedhelm Grabe: „Wir begrüßen die Pläne der Bundesregierung und distanzieren uns von den Aussagen unseres Landesvorsitzenden Leonhard Kuckart.“

Deutlicher geht es kaum noch, und Grabe legt noch eine Breitseite gegen den Landesvorsitzenden nach: „Natürlich gehören fröhlich spielende, manchmal auch tobende und lärmende Kinder mitten in unsere Gesellschaft“, betont der Stadtverbands-Vorsitzende. „Kinderlärm gab es immer schon. Er sollte durch positive Lösungsbeispiele in kompromissbereiter Weise vermieden oder beigelegt werden. Dabei könnten auch altersbedingte Empfindlichkeiten berücksichtigt werden.“

Genau das ist beispielsweise auch der Weg, der in Rüdinghausen begangen wird. Im mehrfach genutzten Gebäude an der Wemerstraße toben Kinder, Senioren treffen sich dort bei der Awo zu Bildungsnachmittagen oder zum Klönen. „Das ist immer unproblematisch gewesen“, sagt Kita-Leiterin Ina Lüschen. „Der Spielplatz liegt hinter dem Haus, wir haben hier keinen Ärger.“

Und was die von Grabe betonten positiven Lösungsbeispiele angeht, da hat Ina Lüschen auch bereits Erfahrung: „Ein einziges Mal, und das ist schon gut 15 Jahre her, gab es Gespräche mit der Nachbarschaft, weil die Kinder in der Mittagszeit mit den Bobby-Cars zu viel Krach gemacht haben. Wir hatten für die Hinweise der Nachbarn auch viel Verständnis, denn wenn hier zehn Kinder mit Bobby-Cars über das Kopfsteinpflaster fahren, dann versteht man sein eigenes Wort nicht mehr.“ Der Kompromiss: Die bunten Plastikautos bleiben seither von 13 bis 14 Uhr in ihren kleinen Garagen.

Seither, so die Kita-Leiterin, habe es nie wieder irgend etwas gegeben. „Spielende Kinder waren in Rüdinghausen nie ein Problem.“ Auch nicht in Stockum, wo sich noch kein Anwohner im Helfkamp bei der Kita beschwert habe. „Wir haben keine Probleme, es gab keine Proteste“, sagt Erzieherin Simone Lux.

Friedhelm Grabe, Jahrgang 1929, weist auf den Unterschied zwischen früher und heute hin: „Kinder sind in ihren Entfaltungsmöglichkeiten sowieso schon sehr begrenzt, im Gegensatz zu meiner Kinderzeit. Unser ,Aktionsradius’ umfasste damals Wiesen, Steinbrüche, Bäche, Teiche, Rodelbahnen. Es waren kaum Autos auf den Straßen. Das war bis in die Kriegszeit hinein eine fröhliche, unbeschwerte Kinderzeit.“