Witten.

Das Traditionsgeschäft Schemmann schließt nach 139 Jahren.

„Unsere besten Wünsche zum neuen Jahr! Wir freuen uns auch 2011 auf Ihren Besuch.“ Das verkünden Monika und Peter Schemmann noch auf ihrer Internetseite. Nur wird es nicht mehr lange heißen „Willkommen Zuhause“: Das Traditionsgeschäft unter anderem für gehobene Geschenkartikel gibt auf.

Aus „betriebswirtschaftlichen Gründen“ müsse man schließen, sagt Peter Schemmann bedauernd. 139 Jahre lang gehörte das Geschäft zu Witten. Nun ist es vorbei. „Der Kunde entscheidet, wo er kauft. Das ist eben so. Ich will da gar nicht die Verantwortung bei irgendwem suchen“, sagt Peter Schemmann. Gutes scheine in der globalisierten Welt keinen Bestand mehr zu haben.

Erst im Februar 2010 hat man den Laden an der Ruhrstraße noch umgebaut. „Das Erdgeschoss wurde ganz neu gestaltet. Wir haben uns alle zwei Jahre eigentlich selbst neu erfunden, neue Konzepte probiert“, sagt der Inhaber. Geholfen hat es nicht. „Das Weihnachtsgeschäft ist 2010 ganz schlecht gelaufen.“

Eher in andere Städte würden sich die Wittener orientieren. Da sei es eben auch bei der Stadt versäumt worden, für die eigenen Bürger eine Aufenthaltsqualität in der eigenen Stadt zu schaffen. „Wir sind für Witten einfach zu groß“, glaubt Schemmann, der gerade kaum Zeit hat, weil eine Verkäuferin ausgefallen ist. Dabei ist Personal wichtig.

Denn er legt Wert auf persönliche, fachkundige Beratung - gleich ob bei Porzellan, Glas, Geschenkartikeln, Wohnaccessoires, Tischdekorationen, Küchenutensilien oder hübschen Dingen für Garten, Terrasse und Balkon. Für ausführlichere Gespräche wurden im Obergeschoss speziell kleine Beratungsecken eingerichtet. Auch eine „Wedding-Lounge“ mit Hochzeits-Service gibt’s. Qualität ist Schemmann wichtig. Die Liste der auf über 550 Quadratmeter angebotenen Marken, verteilt auf zwei Etagen, ist lang.

Viele Kunden, die von der Nachricht der Geschäftsaufgabe überrascht wurden, kommen. „Einige sind richtig geschockt, aber die meisten wollen nur emotionslos Schnäppchen machen“, sagt Peter Schemmann. Das Objekt an der Ruhrstraße 21 wollen die Schemmanns verlassen. „Es ist zwar Eigentum meiner Frau, wurde aber fremdfinanziert. Und diese Finanzierung gibt das hier nicht mehr her.“

Am Freitag wird die Fensterbeklebung für den Räumungsverkauf geliefert, der am kommenden Samstag offiziell startet. 20 Prozent gibt es dann auf alles im Sortiment. Neue Pläne hat Peter Schemmann bereits. Aber die will er zumindest jetzt noch nicht verraten. „Das bringt Unglück, denn noch ist nichts hundertprozentig sicher.“