Witten. .
Land unter heißt es im Ruhrtal. Fast schlagartig ist das Hochwasser von Samstag auf Sonntag durch das Tauwetter gestiegen.
Zwar lag der Pegel schon am Freitag und Samstag bei über vier Metern, doch floss die Ruhr da noch einigermaßen in ihrem Bett. Doch Sonntagmittag wurden dann bereits 5,93 Meter gemessen. Und so ungefähr blieb es auch am Abend. Zwischen der Herbeder Straße auf der einen und der Nachtigallstraße auf der anderen Seite waren die Ruhrauen ein einziges Wassermeer.
Und während man bei Steger in Bommern noch am Samstag das Campingplatzgelände mühelos erreichen konnte, war am Sonntag bereits kurz hinter der Schranke Schluss: Wasser, so weit das Auge reichte. „Um zehn Uhr morgens konnte ich am Sonntag wenigstens noch mit normalen Gummistiefeln hier entlanggehen“, sagt Wladimir Tschepanowski (59), Mieter auf dem Campingplatz Steger, „aber seitdem ist das Wasser unglaublich schnell gestiegen.“ Am Sonntagmittag begegnet er einem denn auch in vollimprägnierter Montur mit hüfthohen Stiefeln.
„22 Zentimeter steht das Wasser hier in der Wirtschaft“, sagt Hans-Peter Steger. Und sarkastisch fügt er hinzu: „Beim Hochwasser im November waren es sogar 43 Zentimeter. Allerdings war das Wasser da nicht so kalt.“ Zum Glück seien aber wenigstens die Campingwagen auf dem Gelände bisher nicht zu Schaden gekommen.
Auf der Aussichtsplattform am Bergerdenkmal haben sich am Sonntag einige Leute eingefunden, um von dort oben das überschwemmte Ruhrtal zu betrachten. „Eigentlich wollten wir hier mit unserer Wandergruppe nur vorbeigehen. Aber jetzt stehen wir hier schon eine Viertelstunde. Es ist sicher beängstigend, jetzt dort unten zu wohnen“, meint der Dortmunder Volker Müller, der mit Bekannten auf den Waldwegen unterwegs ist.
Aber nicht nur vom Bergerdenkmal und von der Bommeraner Ruhrbrücke, sondern auch von der Herbeder Brücke aus wirkt der Blick ins überschwemmte Ruhrtal am Sonntag bedrohlich. Noch am Samstag sah es an gleicher Stelle in Herbede vergleichsweise harmlos aus.
Die einzigen, die sich über das Tauwetter zu freuen scheinen, sind die Enten. Die schwammen am Wochenende recht entspannt über die Ruhr. Kein Wunder, nachdem sie aufgrund der Eisschichten auf vielen Teichen in den letzten Wochen darben mussten.
Jetzt, nach der Schneeschmelze, sieht man auch den katastrophalen Zustand vieler Straßen erst richtig. Viele Aspahltbrocken, mit denen sie notdürftig geflickt wurden, sind bereits herausgebröselt. Die Stichstraße am Mühlengraben zwischen Ruhrstraße und -deich ist so desolat, dass die Autos stark abbremsten, um überhaupt durch die mit Wasser gefüllten Löcher im Asphalt zu kommen.