Witten. .
Für einen Ausflug sind die helle Ziege und ihr dunklerer Bruder jederzeit zu haben. Dafür springen sie sogar über den Zaun ihres Geheges im Streichelzoo Hohenstein. Aber vor dem Tor zur großen weiten Welt macht das Duo dann doch Halt.
„Liebe Besucher! Bitte die außenlaufende Ziege nicht beachten, da sie wieder von selber in das Gehege zurück kehrt. Großes Tor bitte nicht schließen, da keine Fluchtgefahr. Die Tierpfleger Stadt Witten“ hängt da eine Informationstafel am Zaun. „Anfangs haben schon viele Besucher unsere Pfleger angesprochen, dass da eine Ziege ausgebüxt ist“, so Stadtförster Klaus Peter. Anfangs, da war es auch nur ein Paarhufer, der schwuppdiwupp den etwa 70 Zentimeter hohen Zaun überwand. Das namenlose Geschwisterpaar wurde - auch darüber informiert eine Tafel, die beide im jugendlichen Alter zeigt - am 24. Januar 2008 geboren. Es feiert also bald dritten Geburtstag. Die hellere Geiß kam als erste eines Sommers auf die Idee, die Barriere zu überspringen. Sie nimmt Anlauf, hebt ab, setzt die Vorderläufe kurz auf dem Zaun ab - und rüber ist sie. Hat ja schließlich auch Vorteile. „Sie ist natürlich sofort als erste bei den Besuchern, wenn die Futter in der Hand haben“, so Peter. Ihr Bruder tat es ihr nach. „Wir glauben nicht, dass die anderen das auch versuchen werden, viele sind zu alt, manche wohl auch zu dick - oder sie trauen sich nicht“, vermutet Peter.
Die Mama der beiden Hornträger gehört übrigens auch zur zwanzigköpfigen Herde. „Wir bekamen sie vom Kreisveterinäramt, das sie aus schlechten Verhältnissen geholt hatte“, erinnert sich Peter. Da war sie aber noch nicht in anderen Umständen. Papa ist der Bock des Streichelzoos. Sein Sohn wird niemals Nachkommen haben. Er ist kastriert.
Das Gelände des Streichelzoos verlassen die beiden Ziegen nicht. „Sie haben auch keinen Grund dafür, sie gucken schon mal neugierig durch das Tor, aber sie wissen ja, dass sie hier ihr Futter bekommen, hier der Rest der Herde ist“, sagt Peter. Er und die Tierpfleger halten im Auge, wie viel Wildfutter am Tag in die Bäuche der Schützlinge wandert. „Im Winter füttern wir zu, im Sommer reicht oft das, was die Tiere von Besuchern bekommen.“ So schön es ist, dass die Kinder noch näher an die Tiere kommen, wenn sie aus der Umzäunung springen: „Aber manche Kinder haben auch Angst, weil die Ziegen sie doch arg bedrängen, gerade wenn sie morgens Hunger haben“, so Peter.
Von allein hopst das Duo auch wieder zu den anderen ins Gehege, die regelrecht geordnete Laufwege in den Schnee getrampelt haben. Rein, raus, rein, raus, so geht das den ganzen Tag. „Wenn ich abends den Stall vorbereite, Heu einfülle, dann springen sie auch schon als erste hier zu mir rüber und besuchen mich“, amüsiert sich Tierpfleger Stefan Fielicke. Denn abends, da sagen die zwei noch lange nicht: „Ich bin so satt, ich mag kein Blatt. Mäh! Mäh!“