Eine rund anderthalb Wochen gestörte Telekom-Leitung hat gerade ältere Menschen am Kreutzstück in Bommern vor massive Probleme gestellt.

Wenn bei Leo Strakele das Telefon klingelt, geht der 83-Jährige schon gar nicht mehr ran. Denn außer einem Rauschen ist eh nichts zu hören. „Das ist wie ein Maschinengewehr“, klagt Nachbarin Sigrid Reinsch (66). Und nicht Senior hat wie die beiden ein Handy. Anneliese Wilms (87) zum Beispiel hielt tagelang nur noch über ihre Nachbarin Edith Falkenberger - sie ist Kundin bei Versatel - Kontakt zur Außenwelt. Ihre Tochter lebt im fernen Offenbach und kann erst Heiligabend kommen. „Eine Nachbarin wollte mir „Frohe Weihnachten“ wünschen. Das hab ich noch einigermaßen verstanden“, sagt Anneliese Wilms. „Aber dann rief meine Nichte aus dem Allgäu an und war ganz weit weg.“

Gleich mehrere ältere Hausbewohner waren von dem Wassereintritt ins Hauptkabel betroffen. Wie viele es in der ganzen Straße waren oder noch sind, ist unklar. Die Telekom spricht von elf Störungsmeldungen. Nach Informationen unserer Zeitung waren über 100 Leitungen - was nicht identisch mit Anschlüssen sein muss - allein am Kreutzstück betroffen. Auch in einer Seitenstraße am Rathaus gab oder gibt es noch Störungen.

Am Dienstag, 14. Dezember, gingen laut Telekom die ersten Pannenmeldungen ein. Bis Mittwochmittag (22. Dezember) warteten die Anwohner in Bommern vergeblich auf die Reparatur der Leitung. „Das ist ein starkes Stück, was sich die Telekom da erlaubt“, sagt Anneliese Wilms. Gut, dass ihr Telefon nicht schon vor einigen Wochen lahm gelegt wurde. Denn da ist die alte Dame mit dem Rollator in ihrer Wohnung gestürzt. Seit der Leitungspanne hätte sie nicht mal über den Hausnotruf Hilfe holen können, einen Knopf, den sie seit ihrem Sturz am Körper trägt und der sie direkt mit dem DRK verbindet. Denn dieser Notruf ist ans Telefon gekoppelt.

Der Schwiegersohn von Anneliese Wilms ist empört. „Die Telekom kriegt es in der zweiten Woche nicht gebacken, ein Kabel zu reparieren“, sagt Peter Seifert (61). Ein Techniker habe ihm die Auskunft erteilt, man könne die Arbeiten wegen des gefrorenen Bodens nicht durchführen. Seifert: „Ich dachte, ich bin im falschen Film. Wir sind doch nicht in Sibirien.“ Immerhin: Am Mittwochabend (22.12.) war die Leitung von Anneliese Wilms erstmals seit Tagen wieder störungsfrei. Auch die von Sigrid Reinsch.

Andere Hausbewohner wie Leo Strakele waren auch am Mittwochabend noch ausschließlich per Handy erreichbar. Sigrid Reinsch findet es „unverschämt, dass man die Leute so hängen lässt“. Am letzten Montag, sagt sie, hätte die Telekom da sein sollen. „Aber es kam niemand. Und verständigt wurden wir auch nicht.“ Bei Anneliese Wilms war schon vor anderthalb Wochen ein Techniker. Er habe ihr gesagt, sie könne telefonieren, aber eben nur mit dem Rauschen in der Leitung.

Die Telekom hat den Fehler tatsächlich bereits vor anderthalb Wochen „gemessen“. Allerdings geschah dann lange nichts, weil der Tiefbauer für die Erdarbeiten nicht anrückte. Er sei wegen des Schnees nicht in die Straße gekommen, heißt es. Nun, am Mittwoch (22. Dezember) endlich, erschienen Telekom und Tiefbauer gemeinsam. Ein Loch wurde gebuddelt und Leitungen getrocknet, so dass einige Anschlüsse am Abend endlich wieder funktionierten.

Das Lokalisieren der Schadensstelle sei äußerst aufwändig, sagt Telekom-Sprecher George Mc Kinney. Erst in der Erde sehe man, wie viel Ersatzkabel benötigt werde. Am Donnerstag (23.12.) setze man das neue Kabelstück ein. „Wir gehen davon aus, dass der Schaden am Freitagmittag behoben ist. Also spätestens zu Weihnachten.“

O du fröhliche.