Witten. .

Der 25-jährige Erzieher, der im Hevener Waldorf-Kindergarten mehrere Kinder missbraucht haben soll, hat in einem Fall bereits ein umfassendes Geständnis abgelegt.

Nach Polizeiangaben hat der junge Mann zugegeben, ein Mädchen in dem Kindergarten an der Billerbeckstraße über mehrere Monate hinweg mehrfach missbraucht zu haben. Die Polizei bestätigte ebenfalls, dass ihr inzwischen mehrere Anzeigen von erschütterten Eltern gegen den Erzieher vorliegen. „Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts des sexuellen Missbrauchs in mindestens fünf Fällen“, so Oberstaatsanwalt Dr. Christian Kuhnert. „Betroffen sind sowohl Jungen wie Mädchen.“

Der 25-jährige Erzieher galt als ein junger Mann, dem sowohl die Sympathien der Eltern wie auch der Kinder zuflogen. „Er hatte ein gewinnendes Wesen, die Kinder mochten ihn“, erzählt ein konsterniertes Elternpaar, dessen Kind selbst vom Missbrauch betroffen ist. „In der Gruppe meines Kindes war er nur ab und zu zur Vertretung“, sagte eine Mutter gestern am Rande einer eilig einberufenen Pressekonferenz. Und hofft: „Da kann doch eigentlich nichts passiert sein.“

Großer Schock für die Mitarbeiter

Im Hevener Waldorf-Kindergarten war er gut eingeführt, er absolvierte dort seine Praktika und sein Anerkennungsjahr. „Davon abgesehen war er seit eineinhalb Jahren fest in unserer Einrichtung. Zuerst als Mitarbeiter, seit kurzem mit einem Jahresvertrag als Erzieher“, so Kindergarten-Leiterin Sabine Zander. „Es gab keinerlei Anzeichen für sexuelle Übergriffe, für uns war das ein großer Schock. Die Mitarbeiterschaft ist tief betroffen.“

Zuvor als Praktikant habe er keine Gelegenheit gehabt, sich Kindern unbemerkt zu nähern: „Ein Praktikant ist bei uns nie mit Kindern allein.“ Inzwischen würden auch Eltern durch den Kindergarten benachrichtigt, deren Kinder nicht mehr die Einrichtung besuchen, im fraglichen Zeitraum jedoch dazugehörten. „Wir hoffen, er ist früh genug aufgefallen und gestoppt worden“, so ein betroffenes Elternpaar.

Der Kindergarten habe nach Bekanntwerden der Vorfälle absolut professionell reagiert, lobt der Leiter der Kinder- und Jugendpsychiatrie am Herdecker Gemeinschaftskrankenhaus, Dr. Michael Meusers. Dem schließt sich auch der Jugendschutz-Beauftragte des Jugendamts, Klaus Schmidt, an: „Die notwendigen Schritte sind in sehr vorbildlicher Weise durchgeführt worden. Wir bleiben mit dem Kindergarten weiter in sehr engem Kontakt.“

Erzieher brach in Gespräch zusammen

Die Leitung der Einrichtung hatte nach Bekanntwerden der Vorwürfe nach einem eigens für solche Fälle erstellten Notfallplan gehandelt und unverzüglich die Polizei, das städtische und das Landesjugendamt, den DPWV und die Beratungsstelle pro familia eingeschaltet.

Zuvor war der Mitarbeiter gleich morgens nach dem eindeutigen Hinweis eines besorgten Vaters von der Kindergartenleitung befragt und mit den Vorwürfen konfrontiert worden. Er sei, so ist am Kindergarten zu hören, in dem Gespräch zusammengebrochen und habe sofort die Schlüssel zum Kindergarten herausgegeben. Anschließend wurde er suspendiert.

„Unser Kind will weiter in diesen Kindergarten gehen“, sagen die Eltern eines betroffenen Jungen auch gestern. „Und wir möchten das auch. Wir finden den Kindergarten sympathisch, es gibt viel Gemeinschaftliches, die Gruppen sind nicht so groß wie anderswo.“ Dem Kindergarten wolle man keine Schuld geben. „An der Einrichtung liegt es nicht. Wir wollen nur, dass der Fall geklärt und das Problem beseitigt wird.“ Alle Eltern hätten sich auch dafür ausgesprochen, weiter Männer als Erzieher einzustellen.

Auch für sich selbst will diese Familie Konsequenzen ziehen. „Wir müssen hellhöriger werden und kritischer hinterfragen, was unser Kind dort den ganzen Tag macht. Den Vorwurf, das nicht immer getan zu haben, den müssen wir Eltern uns gefallen lassen.“