Witten. .
In einem Wittener Antiquitätengeschäft entdeckte die Leiterin des Stadtarchivs einen kulturhistorisch bedeutsamen Fund: einen Glaskelch in Stiefelform mit einer Stiftungsinschrift.
Aus der Beschriftung gehe hervor, so Archivleiterin Dr. Martina Kliner-Fruck, dass der jüdische Kaufmann Louis Löwenthal das Trinkgefäß dem Fuhrmannsverein Langendreer zur Fahnenweihe 1914 gespendet habe. Wesentlich an diesem Fund sei, dass das Glasobjekt zwei Weltkriege und die so genannte Reichskristallnacht durch behutsames Aufbewahren überlebt habe, der Schenker jedoch im Vernichtungslager Treblinka ermordet worden sei.
Löwenthal war seit mindestens 1897 mit einem Geschäft für Haus- und Küchengeräte in Langendreer ansässig. Unter dem nationalsozialistischen Verfolgungsdruck gab er sein Geschäft auf und meldete sich mit seiner Frau Johanna nach Witten und 1939 nach Dortmund ab. Von dort wurden die Eheleute am 29. Juli 1942 in das Ghetto Theresienstadt und zwei Monate später nach Treblinka deportiert.
Der gebürtige Wittener Udo Wichert erfuhr zufällig von dem Fund des Glaskelchs und kaufte ihn für das Stadtarchiv an. Er will damit ein Zeichen setzen: „Das Stadtarchiv hat auch die Aufgabe, an das Schicksal der ermordeten Juden in Witten zu erinnern. In Zeiten knapper öffentlicher Kassen soll meine Spende ein Signal und Beispiel zur Nachahmung setzen.“
Das Objekt könne von Schulklassen, die im Stadtarchiv u. a. zum Thema Judenverfolgung arbeiten, anschaulich genutzt werden und an die Stadtarchive Bochum und Dortmund ausgeliehen werden, so Kliner-Fruck.