Witten. .

Wertebewusstsein und Nachhaltigkeit seien bei Oetker keine Lippenbekenntisse, sondern Unternehmensphilosophie. Das sagte August Oetker bei der zwölften Hohensteiner Tafelrunde.

Franz-J. Meyers, Nachfolger Ulrich Galladés als Präsident der Wittener Universitätsgesellschaft, kriegte gerade noch mal die Kurve. So eben hatte der Festredner der zwölften Hohensteiner Tafelrunde, Dr. August Oetker, moniert, dass „hier das falsche Wasser und unten das falsche Bier steht“. Er vermisste Produkte aus dem eigenen Haus. Meyers: „Zum Dessert gibt es einen Dr.-Oetker-Pudding.“ Na, Gott sei Dank.

Der Vanillepudding schmeckte tadellos, wie zuvor das Hauptmenü, das den Freunden und Förderern der Universität im Foyer der Hochschule serviert wurde. Dazu gab es gepflegte Klaviermusik und angenehme Tischgespräche. Wobei zu letzteren so viel Zeit gar nicht blieb, da es die ein oder andere Rede gab. Vor allem jene von Dr. h.c. August Oetker, der über „Werte als Wettbewerbsvorteil - die Unternehmensphilosophie von Dr. Oetker“ sprach.

Dabei machte der heutige Beiratsvorsitzende des Weltkonzerns Oetker und langjährige Direktoriumsvorsitzende der Wittener Uni deutlich, dass sich selbst ein Imperium wie Oetker mit seinen rund 400 Firmen weiterhin mit den Tugenden „des ehrbaren Kaufmanns“ auf Kurs halten lässt.

August Oetker erteilte der Sucht nach schnellen Renditen eine Absage. „Unsere vorfahren gaben die Impulse für unsere Unternehmenskultur, in der Wertebewusstsein und Ethik eine wesentliche Rolle spielen.“ Dies werde auch von den Mitarbeitern gelebt, die stolz seien, für Oetker zu arbeiten. Diese Werteordnung sei kein ererbter Ballast, meinte Oetker, sondern ein Vorteil gegenüber den Mitbewerbern und ein maßgeblicher Grund für 120-jährigen Erfolg.

Persönliche Bescheidenheit und Zurückhaltung seien selbstverständlich. Was vielleicht damit zu tun habe, dass er Ostwestfalen sei, dass er so erzogen wurde oder eben auch ein Sturkopf sei. Wie auch immer: Die Interessen des Unternehmens hätten Vorrang vor den Interessen der Familie. Die Gesellschafter bei Oetker hafteten mit ihrem Privatvermögen - im Gegensatz zu angestellten Managern, die sich manchmal leichter täten, anderer Leute Geld auszugeben. Oetker: „Wie kann eine Unternehmenskultur entstehen, wenn Topmanager im Schnitt sechs, Vorstandsvorsitzende 4,7 Jahre bleiben?“

Oetker erteilte auch der Börse eine Absage. Als Familienunternehmen gebe es dort sofort einen Abschlag. Mit der Begründung, „die sind zu sozial“. Oetker: „Wir brauchen keine Angst vor Großaktionären zu haben.“ Die Akzeptanz des Unternehms in der Gesellschaft hält er ebenso für wichtig wie soziales und kulturelles Engagement. Dies bringe Reputation, auch beim Verbraucher. Oetker: „Bild und Botschaft müssen übereinstimmen.

Oetker wende die uralten Regeln des ehrbaren Kaufmanns an. Er erzählte von seinem Urgroßvater: Dieser habe einfach mit unternehmerischem Instinkt gehandelt, Backtüten in Pulver gefüllt und auf der Rückseite das Rezept beschrieben.

Im Raum, wo der Nachtisch stand, wurde August Oetker allerdings nicht mehr gesichtet - trotz Vanillepudding.