Witten. .
Die Tage des Unikat-Clubs im Hauptbahnhof sind gezählt. Die 2003 von Studenten gegründete Initiative kann nur noch bis Jahresende Kultur im Bahnhof machen. Am Donnerstag, 11. November, findet eine Protestaktion in der Hochschule statt.
„Wir trauern. Ein grausames Schicksal entriss uns unseren über alles geliebten einzigartigen Unikat(club) im blühenden Alter von viel zu wenigen Jahren. Er starb nach einem kurzen intensiven Leben durch einen nicht selbst verschuldeten Unfall.“
So beginnen Revierautor Ulrich Land und seine „creativ-writing“-Studierenden ihre „Traueranzeige“ auf den Unikat-Club. Die 2003 von Studenten gegründete Kulturinitiative scheidet zwar nicht endgültig aus dem Leben, verliert aber ihre Heimat im Hauptbahnhof und damit einen Ort für Konzerte, Lesungen, Feten und Ausstellungen.
Initiatoren sind sauer
Die Initiatoren sind sauer, weil nach ihren Angaben die Geschäftsführung der Universität ohne ihr Wissen die Räume bei der Bahn zum 31. Dezember gekündigt hat. Dies habe man nur durch Zufall erfahren, als man selbst bei der Bahn wegen einer Verringerung der Miete nachgefragt habe, erklärt Juliane Klumpp, Medizinstudentin und Mitstreiterin im Unikat-Club.
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Wegen der Miete hat die Initiative deshalb nachgehakt, weil sie da schon wusste, dass die Uni ab Januar nicht mehr für die Kosten der zirka 160 qm großen Räume aufkommen will. Es habe auch schon Gespräche gegeben, um Alternativen zu finden, heißt es in einem Schreiben des Clubs. Die kaufmännische Geschäftsführung lasse diese Bemühungen jedoch ins Leere laufen, indem sie „durch eine übereilte, nicht kommunizierte Kündigung die Gesprächsgrundlage entzieht.“ Dies zeuge von tiefer Gleichgültigkeit.
Nichtsdestotrotz setzen die Kulturmacher auf eine gemeinsame Suche nach Lösungen mit der Uni-Leitung. Die Initiative trägt sich zwar selbst, ist bei Miete und Versicherungen aber auf Hilfe angewiesen. Für den in „schwimmbadblau“ gestrichenen alten Wartesaal werden pro Monat 600 Euro fällig.
Universitätsgesellschaft kann Miete nicht mehr tragen
Die Universitätsgesellschaft habe die rund 8000 Euro Miete jährlich getragen, sagt Hochschulsprecher Eric Hoffmann. Dies sei wegen der Kassenlage nicht mehr möglich. Bei einer „Koordinationskonferenz“, an der auch Studierende teilgenommen hätten, sei beschlossen worden, bis zum 30.11. zu kündigen. Dann habe die Uni das schon früher getan, was unglücklicherweise nicht mit dem Club abgestimmt gewesen sei.
Heute nun lädt die Kulturinitiative um 13 Uhr zu einer „Spontansause“ in die Hochschule ein. Die Band „Herr Paschulke“ spielt, es soll gemalt, getanzt, gedichtet und auch Unterschriften gesammelt werden. Vielleicht gibt es Hoffnung: Die Universitätsgesellschaft sei nicht abgeneigt, einen kleinen Beitrag weiterhin zu leisten, sagt Eric Hoffmann, wenn es attraktive Alternativen gäbe. Und bei der Bahn laufe eine Anfrage, ob trotz Kündigung nicht eine Verlängerung bis März möglich sei. Die Bahn wolle das Gebäude verkaufen, weshalb schon seit Jahren das Damoklesschwert über dem Unikat-Klub schwebe. Studentin Juliane Klumpp: „Es ist der einzige Ort in Witten, wo Studenten regelmäßig hingehen.
„Eine Location, die längst Kultcharakter hatte, wird herzenskalt dem Gott Mammon geopfert. Jene wunderbar bizarre Melange aus putzblätterndem Trash und zerfleddertem Sofaplüsch, aus grottenschlechter Akustik und dröhnendem Partyrums, aus filigranen Lesungen und Bionade-Exzessen, aus türkisgrüner Tünche, quasselnden Stuhlreihen und glucksender Thekenspüle. Unikat(club), wir werden dich schmerzlich vermissen.“