Witten. .
Lange schon steht die Uhr am Eingang des Alten Rathauses in Herbede still. Am 13. Dezember um 12 Uhr soll sie wieder in Betrieb gehen. Denn dann wird dort das „Rathaus der Medizin“ eröffnet.
Es wird eine „sanfte Eröffnung“, wie Hauptinvestor Markus Bürger (37) sagt. Denn während der Umbau des Alten Rathauses und der damit verbundene Neubau zu diesem Zeitpunkt fertig sein sollen, wird am Umbau des Bürgermeisterhauses noch weiter gearbeitet.
Eine besondere Herausforderung für den Architekten Andreas Schüren war es, den Charme der denkmalgeschützten Gebäudeteile zu erhalten und gleichzeitig neue, funktionale Raumaufteilungen zu schaffen. Da finden sich zum Beispiel noch bunte, bleiverglaste Fenster, hinter die nun moderne Wärmeschutzfenster eingebaut wurden. Oder die schweren, teils ornamentverzierten Türen zum alten Sitzungssaal und zum Bürgermeisterraum wurden belassen. Und die alten, langen Hauptflure mit den jeweiligen Türen und Rahmen im ersten und zweiten Obergeschoss blieben erhalten, während dahinter die Räume neu aufgeteilt wurden.
„Ich musste immer wieder zwischen den Ansprüchen des Denkmalschutzes und der Mieter vermitteln, denn nicht jeder findet alte Türrahmen auf Anhieb schön“, erzählt Andreas Schüren. Zwar blieb das große Eingangsportal auf der Vorderseite des Rathauses erhalten, doch betritt man das Medizinzentrum nun auf der Rückseite, an der Schnittstelle zwischen historischem Trakt und Neubau. Diese Situation nicht nur behindertengerecht, sondern auch architektonisch ansprechend zu gestalten, ist Schüren gelungen.
Die großen Sockel-Sandsteine der Außenfassade sind nun ins Foyer eingebunden und setzen Akzente. Dazu bildet eine moderne Stahltreppe, die den großzügig verglasten Eingangsraum durchzieht, einen spannenden Kontrast. Und oben, von der zweiten innenliegenden Treppe, die hinauf zum Alten Rathaus führt, hat man einen weiten Blick in die umgebenden Raumfluchten. Durch solche Sichtachsen, auch in den höher liegenden Etagen, wird das gesamte Bauensemble hell und großzügig.
Apropos Sicht: Durch die großen Fensterfronten des Cafés, das in der ersten Etage entsteht, bietet sich ein weiter Blick bis auf Haus Herbede. „Es soll nicht nur von Patienten genutzt werden können, sondern auch von Spaziergängern“, sagt Markus Bürger, der das Medizinzentrum bewusst in die Herbeder Infrastruktur einbinden will. Auch das Umfeld wird derzeit neu gestaltet, dabei entstehen über 50 neue Parkplätze. Die sind bei 500 bis 900 Besuchern, die täglich im Medizinzentrum erwartet werden, unbedingt nötig. Zwei Etagen des Zentrums mit knapp 500 Quadratmetern haben die Herbeder Allgemeinmediziner Dr. Michael Mönks und Dr. Arne Meinzhausen gekauft. Den Rest von rund 1500 Quadratmetern vermietet Bürger u. a. an Ärzte, Psychologen, Physiotherapeuten, eine Apotheke und einen Wittener Caféhausbetreiber. „Die Nachfrage ist ungebrochen, Ich hätte deutlich mehr Fläche vermieten können, als zur Verfügung stand“, erzählt der selbst in Herbede wohnende Investor, der im Eventbereich arbeitet. 400 000 Euro kostete der Kauf des Alten Rathauses und des Bürgermeisterhauses von der Stadt. Um- und Anbau lagen bei über drei Millionen Euro.