Witten. .

„Musik muss Verlangen ausdrücken, nicht Gewohnheit“, so zitiert Klaus-Uwe Eichler den Komponisten Igor Stravinsky.

Amüsant und informativ führte der Geiger der Rhein-Ruhr Philharmonie am Wochenende durch das Programm des diesjährigen Herbstkonzertes im Rahmen von „Volksbank klassisch“.

Den Zuhörern im fast voll besetzten Saal der Hevener Rudolf-Steiner-Schule gefiel es. Sie applaudierten nicht nur begeistert zwischen Benjamin Brittens „The young person´s guide to the orchestra“, Stravinskys Pulcinella-Suite und Carl Nielsens Symphonie Nr.2 op. 16 „Die vier Temperamente“ – sie lauschten auch gespannt den einführenden Worten Eichlers. Diese dienten nicht allein der lockeren Anmoderation, sondern im Falle von Brittens Werk auch einer Einführung in die klassische Musik.

Nicht nur für junge Menschen: „The young person´s guide to the orchestra – Variationen und Fuge über ein Thema von Henry Purcell op.34“ – von dem 1976 verstorbenen Benjamin Britten liefert eine gekonnte Einführung in die Orchester-Welt. Ein ruhiges, mittelalterliches Thema, das der erste Kontrabassist Bernd Wolf auf einer Laute vortrug, wurde danach vom Orchester in verschiedenen Variationen gespielt und forderte die Zuschauer zum analysierenden Mithören heraus.

Damit es nicht zu anstrengend wurde, half Eichler nach. „Das ist ein eher melodischer Dreiklang und dann folgt ein geradezu rhythmisches Thema“, erklärte Eichler. Was die Laute in beruhigenden Tönen von sich gab, hörte sich bei den Schlaginstrumenten wie ein Donnerknall an.

„Das ist schon ein Unterschied, nicht wahr“, so Eichler. Holzbläser, Blechbläser, Streicher – nacheinander spielte jede Instrumentengruppe kurz das Britten-Thema an. „Die Streicher müssen durch Masse gegen die Lautstärke der Schlagwerker angehen“, sagt Eichler wieder, nachdem rund drei Dutzend Streicher ihre Saiten erklingen lassen.

Bestens vorbereitet ging es also schon in den ersten Hörgenuss des Abends und so legte auch das Orchester direkt ohne Aufwärmphase in voller Lautstärke gemeinsam los. Auch wenn die Variationen von Fagott und Klarinetten in der Mitte des Werkes wieder etwas Ruhe hineinbrachten, so beeindruckte doch das fröhliche Chaos des Stückes aus verspielten Flöten und zudem spitzfindigen Gegensätzen von Geigern und Bassisten. Beim fulminanten Finale glich der musikalische Einsatz der Schlaginstrumente sportlichen Höchstleistungen. Und auch dem Dirigenten Thomas Schlerka glitzerten bereits die Schweißperlen auf der Stirn.

„Musik muss wie ein geöffnetes Fenster sein, durch das ein frischer Luftzug hereinkommt nach dem man sich umdreht“, zitierte Eichler frei nach Stravinsky.