Witten. .

Immer mehr Menschen legen Blumen an der Stelle nieder, wo der 20-jährige Christian auf dem Heimweg von einer Halloween-Party überfahren wurde. Die Polizei sucht indes in der ganzen Umgebung nach dem flüchtigen Corsa-Fahrer.

Der 20-jährige Wittener, der nach einer Halloween-Party am frühen Montagmorgen in Herbede überfahren wurde, war sofort tot. Das hat die Polizei nach der Obduktion am Donnerstag mitgeteilt. Die Ermittler fahnden weiter nach dem Fahrzeug des flüchtigen Unfallfahrers, einen Opel Corsa C der Baujahre 2001 bis 2006. Nach Angaben der Polizei kann der Wagen auch nur wenig beschädigt sein, was bei oberflächlicher Betrachtung gar nicht auffallen müsste. Die Beamten klappern sämtliche Halter in der Umgebung ab. Ihre Zahl wird im EN-Kreis auf rund 2000 geschätzt. Staatsanwalt Christian Kuhnert: „Wir drehen jeden Corsa um.“

Kuhnert vermutet, dass es sich bei dem Unfallfahrer nicht um einen Ortsfremden handelt. Die Rüsbergstraße liegt abseits im ländlichen Kämpen, in der Nähe hört man die Autobahn. Warum sollte dort jemand, der sich in der Gegend gar nicht auskennt, am frühen Morgen eines Feiertages (Allerheiligen) herfahren? Würde sich der Todesfahrer jetzt melden, könnte ihm das strafmildernd zugute kommen. Kuhnert: „Das wäre wie ein Geständnis.“ Ansonsten droht eine Strafe von bis zu fünf Jahren. Denn ermittelt wird wegen fahrlässiger Tötung.

Er hatte in diesem Jahr erst das Abi gemacht

Dort, wo der 20-jährige Christian am frühen Morgen irgendwann nach vier Uhr starb, legen immer mehr Menschen Blumen nieder. Die Anteilnahme ist groß. Unzählige rote Grablichter flackern vor dem braunen Holzkreuz am Fahrbahnrand. Gute Freunde, vielleicht auch Angehörige, haben Fotos hinterlassen. Eines trägt die Aufschrift: „Du wirst immer bei uns sein.“

Die Aufnahmen zeigen den jungen Bundeswehrsoldaten in Uniform, andere, wie er Spaß macht und eine große rote Brille trägt. Auch ein rotes Herz wurde niedergelegt. Und eine Sonnenbrille mit den Worten: „Für den Schrank.“

Selbst Menschen, die den ehemaligen Schüler des Schulzentrums Holthausen in Hattingen - er machte in diesem Jahr Abitur - gar nicht gut kannten, kommen an diesem regnerischen Donnerstagnachmittag vorbei. Ein Mädchen zündet eine Kerze an. Sie ist Christian manchmal begegnet, kannte ihn oberflächlich. „Aber das gehört sich doch so“, meint sie und legt eine kleine Blume nieder.

Der Vater: „Da ist eigentlich nur Trauer“

Diese Anteilnahme tue gut, sagt Christians Vater, der wenig später eintrifft. Er hat Tränen in den Augen, aber er möchte sprechen. „Das Reden hilft“, sagt der 46-Jährige. Er kommt allein. Seine Frau und die Tochter (23) sind heute nicht dabei. Christian wurde 500 Meter von seinem Elternhaus entfernt überfahren. Er hätte nur noch den Berg hinauf gemusst. Um vier Morgens hatte er Freunden noch eine SMS geschickt, er sei gut und sicher unterwegs. Irgendwann vor 5.20 Uhr, als er gefunden wurde, muss ihn das derzeit noch unbekannte, in Richtung Hammertal fahrende Auto erfasst haben.

Der 20-Jährige war alkoholisiert, teilte die Polizei am Donnerstag mit. Christian hatte mit Freunden auf der Burg Blankenstein in Hattingen Halloween gefeiert. „Ob der Unfallfahrer betrunken war ?“ fragt sich der Vater. Ob er wütend sei auf denjenigen, der seinen Jungen überfahren hat und sich danach einfach entfernte? „Da ist eigentlich nur Trauer.“

Christian sei ein fröhlicher Mensch gewesen, der noch so viel vorgehabt habe. Im nächsten Jahr wollte er sich einen Traum erfüllen, den er schon als Zehnjähriger hatte: Architektur studieren. „Er war so kreativ“, sagt sein Vater. Das Schwerste habe man nun noch vor sich: Am Dienstag, 9. November, wird Christian beerdigt.