Witten. .

Die Verkäuferinnen trugen zu Halloween kleine rote Teufelshörner im Haar und tatsächlich war die Hölle los. Der verkaufsoffene Sonntag am 31.10. hat die Erwartungen des Handels teilweise übertroffen.

„So voll habe ich die Stadtgalerie noch nie gesehen“, meinte Bäckereiverkäuferin Marisa da Silva (30). Selbst um Viertel vor sechs, kurz bevor die Geschäfte am Sonntag nach fünf Stunden wieder schließen müssen, ist in vielen Läden noch was los. Als wäre morgen Heiligabend!

Manche Kunden nahmen schon das ein oder andere Weihnachtsgeschenk mit. Sie störte auch der Protest der Evangelischen Kirche nicht, die im Vorfeld den verkaufsoffenen Sonntag am Reformationstag kritisiert hatte. „Die Kirche hilft uns auch nicht, rechtzeitig unsere Geschenke zu kriegen“, sagt Birgit Rex (48), die gerade bei Saturn in der Schlange steht. Den Sonntag findet sie deshalb zum Einkaufen so praktisch, „weil dann alle frei haben“.

Und es sind Tausende, die heute - ganz im Gegensatz zu den Verkäuferinnen und Verkäufern - bummeln können. Manch einer ist sogar ganz froh, sich auf diese Weise den Sonntagsspaziergang zu sparen. Wobei: Es wird nicht nur geguckt, sondern es sind auch viele Tüten zu sehen. Gabriele, eine Mittfünfzigerin, schleppt eine mit Geschirr. „Und der Rest ist schon im Auto.“ Nein, mit der Kritik der Evangelischen Kirche habe sie kein Problem. Erstens sei sie „von der anderen Fakultät“, und zweitens „muss man großzügig sein“. Auch zu sich selbst.

Die Eiscafés sind belagert, viele sitzen bei den relativ lauen Temperaturen sogar draußen. Der Regen hat sich rechtzeitig verzogen und das ist ein Glücksfall für den Wittener Handel. Wenn’s gegen Abend dann doch ein bisschen kühler wird, dann schmeißt man halt wie Simonetti auf der Ruhrstraße die Heizsäule an. Bei Kerzenschein im Pavillon schmeckt das Spaghetti-Eis am 31. Oktober doppelt gut!

Apropos Kerzen. Sugar (37) hat noch auf den letzten Drücker einen Kerzenständer als Geschenk erstanden, er kommt gerade von „Bella Casa“, wo ein gelbes Schild im Schaufenster „Aktion“ verspricht. „Heute auf alles 20 Prozent.“ Viele Läden locken an diesem Tag mit Rabatten. Ein einziger Wermutstropfen bleibt für Inhaberin Athena Passenti an diesem Tag: Viele Passanten biegen am Berliner Platz in Richtung Stadtgalerie ab und lassen einmal mehr die untere Bahnhofstraße links liegen.

Aber heute ist nicht der Tag der Klagen. Wo man auch hinhört: Der Handel ist zufrieden. Da mag die lebendige Schaufensterpuppe zu Halloween noch so gruselig daherkommen, Galeria-Kaufhof-Geschäftsführerin Kathrin Kersting strahlt übers ganze Gesicht: „Heute war’s richtig rummelig.“

Die Modebranche verkauft schon warme Pullis und Jacken, bei den Schuhgeschäften gehen Damenstiefel und Boots für die Männer besonders gut. Küchenaccessoires sind bei Schemmann auf der Ruhrstraße gefragt. Nur die Werbung seitens des Stadtmarketing für den verkaufsoffenen Sonntag, kritisiert Inhaber Peter Schemmann, die hätte besser sein können.

Die kleine Teodora, 18 Monate alt, lässt sich im Foyer der Stadtgalerie das süße Gesicht bemalen. „Gruselschminken“ ist angesagt. Galeria-Chefin Kathrin Kersting zieht’s nach Feierabend noch mit Mitarbeitern zur großen Halloweenfeier in die Tiefgarage des Kaufhauses. Am verkaufsoffenen Sonntag war in Witten wirklich die Hölle los.