Warum das „Spiel des Jahres” nicht immer ein Gewinn ist und warum Klassiker wie Monopoly wieder im Kommen sind. Ein Rundgang durch den Wittener Fachhandel

Spielen Sie? Brett oder Karte? Strategie oder Spontanität? Die Spielwarenhändler in Witten sind auf alle Typen vorbereitet. Das ist ihr Geschäft, nicht nur während in Essen die Internationale Spielemesse läuft. Aber mit dem „Spiel des Jahres”, klagen einige Geschäftsinhaber, lasse sich wahrlich kein Geld verdienen.

„Sobald ein Spiel prämiert wird, gehen die Verkaufspreise in den Keller”, berichtet Christine Gassmann-Berger, Geschäftsführerin des Warenhauses Gassmann. Gerade wurde „Dominon” zum besten Spiel des Jahres 2009 gewählt. Auf dem Karton klebt das Siegel „Kritikerpreis” und schon ordern in ganz Deutschland Großhändler riesige Mengen, verhandeln mit den Herstellern und drücken die Verkaufspreise.

Traditionell inhabergeführte Läden bleiben bei dem Geschäft auf der Strecke. „Da können wir einfach nicht mithalten”, sagt auch Franz-Hermann Engel, Inhaber des gleichnamigen Spielwarenladens. Er setzt lieber auf Bewährtes wie Tipp-Kick oder klassischen Spiele-Editionen.

Denn es gibt sie ja, die Klassiker, die Brettspiele: Monopoly, Siedler von Catan, Schach und natürlich das gute alte „Mensch ärgere dich nicht” – wahre Verkaufsschlager. Vor allem in der letzten Zeit. „Ein Trend ist die Wiederentdeckung der Brettspiele”, sagt Christine Gassmann-Berger. „Diese Spiele bringen die Familie zusammen. Da ist offenbar ein Bedürfnis”, beobachtet die Geschäftsführerin.

Und noch einen Trend finden Händler: Immer mehr klassische Spiele sind mit technischen Finessen ausgestattet. So gibt es das „Monopoly Banking”, eine Sonder-Edition, bei dem die Mitwirkenden die sündhaft teure Schlossallee per Kreditkarte erwerben können.

In der Spielwaren-Abteilung von Gassmann sitzt Lukas Müller (10) am Regal, dort ist es bunt, es gibt Lego und das Spiel „Finden Sie Minden”. Barbie winkt vom Karton, Winnie Puh lächelt aus dem Regal. Nach seinem Lieblingsspiel gefragt, sagt Lukas kurz: „Schach.” Seine Mutter ergänzt lächelnd: „Das ist launenabhängig.”

Familie Müller sei sonst für Cluedo zu haben. Auch andere Gesellschaftsspiele sind daheim gern gesehen, „nur nicht Computerspiele, die machen eher einsam”, sagt Mutter Katrin Müller.

Die Spiele-Hersteller tun alles, damit die Kundschaft nicht für immer ins Netz abwandert. Denn dort treffen sich die Spieler rund um die Uhr. Deshalb denken klassische Spiele-Hersteller zunehmend altersspezifisch. Seit einiger Zeit gibt es Romme´-Karten für Senioren auf den Markt. Die Karten sind größer. „Senioren sind eine wachsende Zielgruppe”, sagen Verkäufer.

Natürlich leben Spielwarenläden auch von Kinderwünschen. „Die sind sehr geprägt von der Werbung,” verrät Christine Gassmann-Berger. Derzeitige Renner sind Nachfolge-Modelle der Pokemon-Karten mit dem eingängigen Namen „Yu-Gi-Oh!”.

Bei Intertoys heißt der derzeitige Kinder-Kracher gerade „Splashy, der Wal”. Nach dem Kinderspiel des Jahres habe noch keiner gefragt, sagt die Filialleiterin. Das heißt übrigens: Das magische Labyrinth.