Witten. .

Der Tod ist ein Tabuthema. Die meisten schieben den Gedanken weit von sich, auch wenn dem Sterben keiner entfliehen kann. Viel zu wenige Menschen beschäftigen sich daher auch mit einer Patientenverfügung.

Bei einer Podiumsdiskussion am Donnerstag, 28. Oktober, im Johannis-Zentrum (Bonhoefferstr. 10) soll genau dies Thema sein. Los geht’s um 19 Uhr.

„Das Grundthema ist: Wie gehe ich mit meinem eigenen Tod um“, erklärt Dechant Dieter Osthus, Vorsitzender des katholischen Bildungswerks Dekanat Hagen-Witten, das diese Diskussion zusammen mit dem ambulanten Hospizdienst Witten-Hattingen, der Stadtkirchenarbeit der evangelischen Johanniskirche und der evangelischen Erwachsenenbildung anbietet. Wann habe der Tod noch ein menschenwürdiges Antlitz, sei eine andere Frage, mit der sich die Experten an diesem Abend beschäftigen wollen. Vor dem Tod habe er keine Angst, sagt Dechant Osthus. Wohl aber davor, der Gerätemedizin ausgeliefert zu sein.

Auch Pfarrer Bernd Neuser von der Johanniskirche hat sich mit seinem Tod beschäftigt. „Mir ist wichtig, dass Menschen jeden Alters eine Patientenverfügung schreiben.“ In eine Situation, in der man nicht mehr selber über seine medizinische Behandlung entscheiden kann, könne jeder zu jeder Zeit kommen – beispielsweise durch einen Unfall, so Neuser. Deshalb habe er sich bereits an die Arbeit gemacht, eine Verfügung für sich aufzusetzen. „Ich erlebe oft, dass nicht mehr in Familien gestorben wird. Dann fehlen Bezugspersonen, die sagen könnten, was der Angehörige gewollt hätte.“

Bei einer Patientenverfügung gehe es nicht darum, sein Todesurteil zu unterschreiben. Vielmehr könne man „sein Haus bestellen“, so Neuser, und entlaste damit auch Angehörige, die nicht mehr gezwungen seien, für den Kranken zu entscheiden.

„Der Tod gehört wie die Geburt zum Leben“, sagt Dieter Osthus. Aber er sollte würdig gestaltet werden können. Und in einer Verfügung könne man festlegen, dass der natürliche Sterbeprozess eben nicht aufgehalten wird durch künstliche Ernährung oder Beatmung, ergänzt Susanne Gramatke vom ambulanten Hospizdienst. Für die Betroffenen sei es aber auch wichtig, intensiv darüber informiert zu werden, was es konkret heißt, wenn medizinische Behandlungen abgelehnt werden. Auch das soll ein Thema sein am 28. Oktober. Diskutieren werden der Jurist und Autor Dr. Rolf Coeppicus, der Palliativ- und Intensivmediziner Dr. Mathias Thöns und die Pfarrerin und Krankenhausseelsorgerin Birgit Steinhauer. Bernd Neuser wird moderieren.

Dechant Osthus wünscht sich auch, dass die Diskussion ein Impuls für die Gemeinden ist, sich stärker mit dem Thema Tod zu beschäftigen – vor allem aber mit den Sterbenden selbst, die man nicht alleine auf ihrem letzten Weg lassen sollte. Die Angst, in den letzten Tagen und Stunden alleine zu sein, sei bei vielen Menschen sehr groß.

„Das Leben besteht nicht nur aus der Vermeidung von Leid“, sagt Pfarrer Bernd Neuser. Aber man könne alles tun, um Schmerzen zu vermeiden und die Menschen in einer solchen Extremsituation zu begleiten. Er hofft nun, dass viele Interessierte am 28. Oktober den Weg ins Johannis-Zentrum finden. Damit der Tod kein Tabu-Thema bleibt.