Witten. .

Eigentlich wachsen auf dem Brunebecker Feld in Rüdinghausen Erdbeeren. Künftig sollen es Häuser sein. Doch derzeit wächst dort vor allem der Ärger.

Etwa 30 Wohneinheiten plant dort ein Wittener Investor, der erste Spatenstich wird voraussichtlich im Frühjahr 2012 erfolgen. Doch nun fordert Marc Junge vom Heimatverein Rüdinghausen, stellvertretend für 13 Mitglieder, den Bebauungsplan vorerst „auf Eis zu legen“. Dafür gebe es zwei Gründe: Zum einen sei die Bebauung mit 30 bis 35 Wohneinheiten wesentlich dichter als die der angrenzenden, bereits vorhandenen Bebauung.

Zum andern solle der Bauträger vertraglich verpflichtet werden, die zukünftige öffentliche Fläche zeitgleich mit der Bebauung auf seine Kosten zu gestalten. „Denn wenn das dann nicht geschieht, geschieht es nie mehr“, so Junge. Bei der Gesamtfläche in unmittelbarer Nähe zum Rheinischen Esel geht es um rund 30 000 Quadratmeter. Die hat der Investor erwerben können, weil eine Gärtnerei aus Altersgründen aufgegeben wurde. Als Baufläche sind etwa 11 000 Quadratmeter vorgesehen. An der Frage, wer den Rest gestaltet, scheiden sich jedoch die Geister.

„Als die Stadt noch Geld hatte, war es so, dass sie Flächen aufgekauft hat, Bebauungsplan-Verfahren durchführte und nach Rechtskraft wurde das eine Bauland und das Umfeld aus Steuermitteln gestaltet,“ erklärt Paul-Gerhard Stieber. Er ist als Stadtteilrahmenplaner für Rüdinghausen zuständig. Weil die Städte inzwischen kein Geld mehr hätten, sehe es nun so aus: „Heute wird im Rahmen des Baulandmanagements ein Drittel durch den Investor bebaut, zwei Drittel werden der Stadt kostenfrei zur Verfügung gestellt.“ Und Stieber findet: „Damit hat der Bauträger seine Pflicht und Schuldigkeit getan und ist nicht mehr verpflichtet, das Umfeld zu gestalten. Denn er bezahlt außerdem noch das Planverfahren und die Erschließungsstruktur des Baugebietes selbst, also Straßen und Kanäle.“

Bei der Gestaltung der Freifläche sei nun die Eigeninitiative der Bürger gefragt, so Stieber. Städtisches Geld stehe dafür auf jeden Fall nicht zur Verfügung.„Bei der Bürgeranhörung kürzlich hat die Stadt uns gute Ideen vorgestellt, wie das Gelände zu gestalten sei, etwa mit einem Spielplatz, einer Radstation oder Schachfeldern. Doch wenn’s um die Finanzierung ging, brachen die schönen Pläne zusammen“, so Junge.

Einig sind sich Junge und Stieber, dass Rüdinghausen eine grüne Mitte brauche, die an dieser Stelle ideal wäre. „Rüdinghausen ist zwar umgeben von Grün, aber es fehlt ein Ort für soziales Miteinander im Zentrum“, so der Rüdinghauser Marc Junge. Gerade für junge Leute fehle diese Aufenthaltsqualität: „Deshalb hängen sie regelmäßig an der Bushaltestelle rum oder randalieren am Günnemanns Kotten.“ Und der Spielplatz an der Brunebecker Straße sei auch keine Alternative: „Dort habe ich kürzlich erst Drogenspritzen gefunden“, so Junge.