Witten. Das EU-Parlament will heute über eine Verlängerung des Mutterschutzes von 14 auf 20 Wochen entscheiden. Das würde 1,7 Milliarden Euro Mehrkosten für Arbeitgeber pro Jahr verursachen, so eine Studie.

Für ein Unternehmen der Größe der Deutschen Edelstahlwerke wäre dies aber nicht existenzgefährdend, sagt Peter Schweda, Geschäftsführer und Arbeitsdirektor.

Er sieht der Entscheidung des EU-Parlaments daher gelassen entgegen. Im Schnitt vier Mitarbeiterinnen brächten pro Jahr ein Kind zu Welt. „Für unser Unternehmen würden somit bei 20 Wochen Mutterschutz Kosten von rund 15 000 Euro jährlich entstehen“, rechnet Schweda vor. An den Standorten Witten, Siegen, Krefeld und Hagen arbeiteten rund 4000 Mitarbeiter, darunter 284 Frauen – 152 von ihnen in Witten.

Sechs Wochen vor der Geburt und acht danach steht Frauen Mutterschutzgeld zu. In dieser Zeit erhält sie ihr Nettogehalt – bezahlt von Arbeitgeber und Krankenkasse.

„Wir würden eine Verlängerung begrüßen“, sagt Simone Lauer, Verwaltungsdirektorin des Marien-Hospitals. Das Krankenhaus verstehe sich als familienfreundlicher Arbeitgeber und helfe Mitarbeitern, die Eltern geworden seien, bei der Vereinbarung von Arbeit und Familie. Momentan werde die Mutterschutzzeit aus einer Umlagenversicherung finanziert, in die das Krankenhaus jeden Monat etwa 0,3 Prozent des sozialversicherungspflichtigen Entgelds pro Mitarbeiter einzahle. Diese Summe würde sich dann wohl erhöhen, wenn eine Verlängerung dieser Zeit beschlossen würde, so Lauer.

Zwei bezahlten Väterwochen, wie sie ebenfalls von einigen EU-Parlamentariern gefordert werden, stehe man grundsätzlich offen gegenüber. Denn auch sie könnten zu einer besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf führen. Doch noch gebe es darüber zu wenige Informationen, so Simone Lauer.

„Für die Mütter wäre eine Verlängerung sicherlich großartig“, sagt Lena Kücük, Sprecherin der Stadt. Für die klamme Kommune bedeuteten sechs Wochen mehr Mutterschutz nicht so sehr eine finanzielle Belastung – nur etwa fünf Mitarbeiterinnen bekämen pro Jahr durchschnittlich ein Baby. Aber organisatorisch käme auf die Verwaltung einiges zu. Denn eine Vertretung werde nur bei längerer Abwesenheit eingerichtet, zum Beispiel bei einer einjährigen Elternzeit.