Wird man irgendwann immun gegen die ausgesprochene Niedlichkeit neugeborener Babys? „Nein, nie“, antwortet Susanne Trösken entschieden. Die 48-Jährige arbeitet seit gut fünf Jahren als Stillberaterin im Marien-Hospital.
Frisch gebackenen Müttern nach der Geburt beratend zur Seite zu stehen wenn es um Still-Fragen geht, ist eine Aufgabe, die oft von der Hebamme zusätzlich übernommen wird. Aber bei den meisten Frauen stellen sich nach der Entbindung so viele Fragen und Sorgen ein, dass es sinnvoll schien, für ihre Betreuung ein eigenes Berufsfeld zu schaffen. Susanne Trösken begann ihre berufliche Laufbahn als Arzthelferin, bevor sie 1992 in die Kinderintensivstation ans Marien-Hospital kam. 2004 entschied sie sich, eine Zusatzausbildung zur Stillberaterin zu machen. Das hat sie bis heute nicht bereut.
„Ich möchte keinen anderen Beruf ausüben“, sagt sie. Die unzähligen guten Momente seien die größte Belohnung, die man sich vorstellen könne. „Es gibt nichts Schöneres, als die leuchtenden Augen einer Mutter, die gerade erfolgreich ihr Kind stillt“, erzählt Susanne Trösken. Gemeinsam mit ihrem Team berät sie jeden Tag bis zu 15 junge Familien. Nicht nur die Mütter, auch die Väter und sogar die Großeltern werden „mit ins Boot genommen“, wie es die Still-Expertin ausdrückt. Neben der Geduld ist auch das Mitgefühl eine unverzichtbare Eigenschaft, die die Beraterinnen mitbringen sollten. Man müsse sich in die oft unerfahrenen Mütter hineinversetzen und ihre Bedenken ernst nehmen, damit das Stillen auch wirklich zum Erfolg wird. Bei Familie Pospiech kam der Erfolg gleich nach der Geburt. Der drei Tage alte Tom trank vom ersten Tag an vorbildlich. Das junge Ehepaar sei besonders entspannt, lobt Susanne Trösken. „Das ist wichtig, denn das Kind spiegelt gewöhnlich die Stimmung der Eltern wieder“, erklärt sie.
Auch wenn Tom saugt, als hätte er nie etwas anderes getan, sieht die Stillberaterin seiner Mutter noch einmal über die Schulter. Das Anlegen will schließlich von beiden Seiten geübt sein. Mit der rechten Brust klappt es schon ganz gut, bei der linken kommen noch einige Kniffe dazu. „Klemmen Sie sich den Kleinen einfach wie ein Brot unter den Arm“, so der unverblümte Expertinnenrat. Beim Vorführen lässt sich das Neugeborene nicht davon beeindrucken, dass die Brust nicht zu seiner Mutter gehört und fängt an zu nuckeln. „Nein, ich hab doch nichts! Der schnappt ja nach allem was kommt“, lacht Susanne Trösken. Hin und wieder hat die positiv eingestellte Frau auch mit Rückschlägen zu kämpfen. „Es gibt Tage, da bin ich abends richtig erschöpft“, gibt sie zu. Besonders traurig machen sie Mütter, die zu früh aufgeben. Vielen Frauen ist gar nicht bewusst, wie wichtig und gut Muttermilch für das Kind ist. Susanne Trösken empfiehlt den Müttern oft, einen Tropfen ihrer Milch auf wunde Hautstellen der Babys aufzutragen oder einen Spritzer ins Badewasser zu geben. „Das ist kein esoterischer Unfug, sondern das hilft ganz einfach“, begründet sie.
Und dann gibt es auch Wunder. Einmal sei es dem Team gelungen, eine Mutter zum Stillen zu bringen, obwohl die Produktion eigener Milch rein biologisch kaum möglich schien. Denn die Frau hatte ihr Kind adoptiert. Ein Tag im Leben vonSusanne Trösken Zitat: Klemmen Sie sich den Kleinen einfach wie ein Brot unter den Arm Bild 1: Stillberaterin Susanne Trösken und die junge Mutter Ramona Pospiech sind sehr zufrieden mit dem drei Tage alten Tom. Foto: Karl Gatzmanga