Witten. .
Wenn Christian Schuh am Mittwoch in den Flieger steigt, dann geht’s nicht zum Sonnenbaden oder Bergsteigen. Der Student reist nach Kabul und von dort weiter mit einem Flieger des DRK in den umkämpften Süden.
Es ist bereits das zweite Mal, dass der ehrenamtliche DRK-Helfer mehrere Monate lang in der Kinderklinik von Kandahar arbeitet. Sein Medizinstudium lässt er für diesen Einsatz für ein Semester ruhen, sein Arbeitgeber – das Bergmannsheil-Krankenhaus in Gelsenkirchen – stellt den 30-Jährigen frei. Er arbeitet dort als Kinderkrankenpfleger. „Wir freuen uns sehr, dass man ihn freistellt“, sagt der Wittener DRK-Chef Thomas Voß. „Darauf sind wir angewiesen.“ Um Schuhs laufenden Kosten zu decken, stellt ihn das DRK für diese Zeit ein.
Das Krankenhaus in Kandahar ist das einzige in der Region, weiß Schuh. Es ist etwa so groß wie das Marien-Hospital, versorgt mit weniger Personal aber mehr Menschen. Denn die medizinische Versorgung in den Dörfern sei unzureichend. Und so dauere es oft sehr lange, bis kranke Kinder von einem Arzt behandelt werden könnten. Bekomme in Deutschland ein Kind eine Erkältung mit Fieber, seien die Eltern spätestens am zweiten Tag beim Arzt, wenn keine Besserung eintrete, weiß Christian Schuh. In den ländlichen Gebieten Afghanistans aber warteten die Eltern gewzwungenermaßen länger und müssten dann den weiten und oft auch sehr gefährlichen Weg nach Kandahar auf sich nehmen. Komme das Kind dann endlich in die Kinderklinik, sei aus der Erkältung mitunter eine lebensgefährliche Lungenentzündung geworden. Ein anderes Problem: Auf den Märkten würden Medikamente wie zum Beispiel Antibiotika frei verkauft. Würden Kinder damit falsch behandelt, könne es auch schlimme Komplikationen geben.
Manche von ihnen könnten dann nicht mehr gerettet werden. Eine Erfahrung, die Christian Schuh bei seinem ersten Aufenthalt in Afghanistan leider häufig machen musste und die ihn auch an seine Grenzen gebracht hätte, erzählt der Medizinstudent.
Aber die Gespräche mit seinen Kollegen – den einheimischen und den internationalen – hätten ihm geholfen. Überhaupt wird Schuh in der Kinderklinik nie alleine unterwegs sein. Ein einheimischer „Field Officer“, der übersetzen kann und gleichzeitig medizinische ausgebildet sei, begleitet ihn bei der Arbeit. Er helfe auch dabei, Vertrauen bei den Patienten aufzubauen und ein Verständis für die andere Kultur zu entwickeln.
Wohnen wird Schuh im Haus der DRK-Delegation, 800 Meter vom Krankenhaus entfernt. Sorgen um mache er sich nicht so sehr, weil die Mitarbeiter des Roten Kreuzes beziehungsweise des Roten Halbmondes, wie sie in islamischen Ländern heißen, dort sehr willkommen heißen. Außerdem durchliefen alle Helfer Sicherheitstrainings. „Das Risiko, das bleibt, ist zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein“, bleibt der Wittener aber realistisch.