Weil die Weltwirtschaft erheblich kriselt, ist in den letzten Monaten auch Kurzarbeit ein großes Thema. In Witten sind laut der monatlichen Statistik der Bundesagentur für Arbeit 106 Betriebe (Stand: 29. 9.) davon betroffen. Aber es scheint sich ein Silberstreif am Horizont abzuzeichnen.

„Die Zahl der Neuanzeigen für Kurzarbeit seitens der Betriebe ist in der letzten Zeit kontinuierlich gesunken”, sagt Yvonne Besler aus dem Büro der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit in Hagen. Sie erklärt das Verfahren der Kurzarbeitsmeldung folgendermaßen: „Der jeweilige Betrieb meldet uns, dass für soundsoviele Leute Kurzarbeit kommen könnte. Von diesen angezeigten sind es in der Regel 60 Prozent der Betriebe, die dann tatsächlich Kurzarbeit anmelden. Und eben jene Zahl der Neuanmeldungen nimmt bereits seit Februar kontinuierlich ab.”

Im Gesamtbereich Hagen/Ennepe-Ruhr gibt es laut Statistik in zuletzt 953 Betrieben Kurzarbeit. Kurzarbeit sei grundsätzlich auf sechs Monate begrenzt. Lägen jedoch außergewöhnliche Verhältnisse auf dem Arbeitsmarkt vor, könne sie durch Rechtsverordnung auf bis zu 24 Monate ausgedehnt werden, so Besler.

„Dieses Instrument hilft uns, eine Personalarbeit zu gestalten, die Entlassungen vermeidet”, erklärt Peter Schweda, Geschäftsführer und Arbeitsdirektor der Deutschen Edelstahlwerke. In deren Wittener Werk hat die Kurzarbeit im April begonnen, in deren Siegener und Hagener Werken bereits im Februar. „In Witten sind von rund 1700 Beschäftigten 1300 in Kurzarbeit”, sagt Schweda. Und er ergänzt: „Wir sehen eine Besserung in kleinen Schritten, aber es könnte schneller gehen.” Eine zunehmende Anzahl positiver Nachrichten komme von den Kunden aus den Bereichen Autoindustrie und Nutzfahrzeuge sowie aus dem Energiesektor.

„Wir sind als gesundes Unternehmen in die Wirtschaftskrise gekommen und kommen hoffentlich mit leichten Blessuren wieder heraus”, sagt Heinz-Ulrich Krell, Geschäftsführer der Ruhrtaler Gesenkschmiede. Sie hat 315 Mitarbeiter, von denen laut Krell etwa 80 Prozent in Kurzarbeit sind. Krell: „Man muss das differenziert sehen. Denn von null bis zwölf Tagen ist das in all unseren Abteilungen unterschiedlich.” Im Bahnbereich mit etwa 20 Leuten gebe es gar keine Kurzarbeit, im Bereich Zerspanung mit 50 Leuten vier Tage im Monat, in der Schmiede mit 70 Leuten zehn bis zwölf Tage.

Krell: „Seit März 2009 gibt's bei uns Kurzarbeit. Die meisten Betriebe unserer Branche fahren sie bereits seit September 2008. Aber wir sind breit aufgestellt, das hat uns über das erste Halbjahr 2009 hinweggeholfen.” Es scheine, so Krell, dass sich in der Großindustrie in den letzten Wochen die Grundstimmung verbessert habe. Und er vermutet: „Das wird sich bei uns wahrscheinlich zeitverzögert bemerkbar machen.” Aber er sagt auch: „Ich sehe 2010 nicht wesentlich anders als 2009. Vielleicht werden sich die Auftragseingänge bei uns um drei bis fünf Prozent verbessern. Aber das ist auf dem derzeit niedrigen Niveau sehr wenig. Denn man muss immer sehen, wo wir herkommen.”

Der Gesundungsprozess selbst vor der weltweiten Wirtschaftskrise starker Unternehmen scheint also ein langwieriger zu werden. Doch habe sich die deutsche Wirtschaft im dritten Quartal weiter erholt, heißt es im Monatsbericht Oktober des Bundeswirtschaftsministeriums und der Bundesbank. Die gesamtwirtschaftliche Leistung habe deutlicher zugenommen als im zweiten Quartal. Prognosen der führenden Forschungsinstitute zufolge könnte die deutsche Wirtschaft 2010 um etwa 1,2 Prozent wachsen.