Witten..
Sibel und Sebastian mögen Orangen, Selen isst gern Birnen. Die Neunjährigen und alle anderen Kinder der Bruchschule dürfen jeden Tag Vitamine naschen, denn sie machen mit beim Schulobstprogramm.
Seit April geht es besonders gesund zu in der Grundschule an der Ardeystraße. Ebenso wie in der Blote-Vogel-Schule. Nur zwei Wittener Einrichtungen hatten die Chance genutzt, das von Land und EU bezuschusste Angebot zu nutzen. „Für die Kinder ist das ein Gewinn“, sagt Sabine Schmelzer, Leiterin der Bruchschule.
Jeden Tag liefert ein Bio-Bauer aus Sprockhövel, den die Eltern ausgesucht haben, frisches Obst und Gemüse. 100 Gramm pro Kind. Zucchini oder Kohlrabi, Pflaumen oder Johannisbeeren – je nach Jahreszeit. Äpfel und Gurken gehen immer, die Erdbeeren waren der Renner, nur die Radieschen waren den Kindern ein wenig zu scharf. Aber, sagt Schmelzer, „sie sollen ja schließlich die verschiedenen Geschmacksrichtungen ausprobieren.“ Und im Übrigen gebe es auch Kinder, die manche Sorten gar nicht kennen.
Im eigens für diese Zwecke umgerüsteten ehemaligen Musikraum schnippeln vormittags immer drei Kinder aus jeder Klasse eine halbe Stunde lang Obst und Gemüse für alle. Das wird anschließend in der Frühstückspause verteilt. Und die 3a sei die Klasse, die das meiste verdrückt. Die anderen dürfen, was übrig bleibt, mit nach Hause nehmen. Drei Mütter oder Väter sind stets dabei. Sie waschen und wischen, damit alles wieder einwandfrei sauber wird.
„Ohne die Elternhilfe wäre das ein gestorbenes Projekt“, sagt die Schulleiterin ganz klar. Marion van den Borg, eine der engagierten Mütter, hat sogar einen Ablaufplan aufgestellt und teilt die Eltern ein – wenn sie genug hat. „Eigentlich“, klagt sie, „sind wir viel zu wenig.“ Dabei profitieren alle Kinder davon. Und es würde ihr schon reichen, wenn jemand zwei Mal pro Monat je eine Stunde mithelfen würde. Ja genau, sagt sie, dies sei eine Aufforderung, sich bei ihr zu melden.
Und noch mit einem ganz unerwarteten Problem müssen sich die Projektteilnehmer auseinandersetzen: „Wir sind auf der Suche nach kindgerechten Messern“, sagt Sabine Schmelzer. Auch der dritte Satz an Schneidewerkzeugen sei nicht optimal: Entweder seien die Klingen zu spitz, zu scharf oder zu beweglich für die kraftvoll schnippelnden Kinderhände.
Doch auch dafür wird das Team der Bruchschule eine Lösung finden. Noch mindestens bis Ende des Schuljahres läuft das Schulobstprogramm, danach wird neu geplant. Doch bis dahin können die Kinder wahrscheinlich schon selbst Brom- und Himbeeren ernten – im eigenen Schulgarten, der demnächst auf der Wiese hinterm Gebäude angelegt wird.