Witten/Bochum. .

Erwachsene, die Stofftiere bei sich tragen und mit vermeintlichem Sprachfehler unverständliche Ein-Wort-Phrasen mitrezitieren: Ein solches Szenario bietet sich nur bei Auftritten von René Marik.

Schon wenige Tage nach Beginn des Vorverkaufs waren die Karten für die Show des Diplom-Puppenspielers beim Zeltfestival Ruhr restlos ausverkauft. 1900 Fans seiner durch das Fernsehen und Youtube bekannt gewordenen Handpuppen hatte es nach Witten gezogen.

Doch wer bei Puppenspiel an Kasperle und Gretchen denkt, liegt falsch. Deren Tage sind schon lange gezählt. Mariks Puppen hingegen sind erfrischend unorthodox. Sie mögen zwar Standardware herkömmlicher Spielzeuggeschäfte sein, doch jede Puppe besitzt einen eigenen Charme und unverkennbare Charakterzüge.

Da wären der altkluge Frosch aus der Muppetshow, der lässig berlinernde Eisbär Kalle, die blonde Barbiepuppe, der (ob es an der Haarfarbe liegen mag?) niemals eine Sprechrolle zuteil wird, zwei Smalltalk führende Putzlappen und natürlich der längst berühmt gewordene blinde „Maulwurf’n“ mit dem anrührend-sympathischen Sprachfehler.

Wenn diese Puppen sich in René Mariks kleinen Szenen begegnen, erlebt der Zuschauer ein Aufeinandertreffen nahezu purer Essenzen von nur allzu menschlich wirkenden Klischees.

Im seinem neuen Programm „Kasper Pop“ kommt eine weitere Figur hinzu: Der „Hasskasper“, der zwar nur eine Nebenrolle besitzt, sich aber durch Kraftausdrücke, Beleidigungen und gewalttätige Ausbrüche ins Zentrum der Show drängt und sie gleich zu Beginn mit einer Hasstirade gegen das Publikum eröffnet.

Mariks Ideen sind unkompliziert wie vielfältig: Mal werden Märchen wie Rapunzel, mal Kinofilme wie „E.T.“ und „Titanic“ und manchmal auch Romane wie „Winnetou“ oder „Harry Potter“ auf die Schippe genommen. Dabei streift Marik Themenkomplexe von „Papst und Heiland“ über „Pilze und Drogentrips“ bis hin zu „Juden und Faschisten“ - manchmal auch am Rand der Schmerzgrenze. Doch transportiert über den unschuldig-naiven Maulwurf, konnte ihm das keiner der eingefleischten Fans im ausverkauften Sparkassenzelt übelnehmen.

Deutlich verhalteneren Applaus jedoch bekam der 40-Jährige mit seinen Gesangseinlagen an der E-Gitarre. Ohne die kreativen Videountermalungen auf den Leinwänden neben der Bühne wären seine textlich wie humoristisch leider weniger anspruchsvollen Kompositionen gänzlich untergegangen.

Doch das Publikum drückte ein Auge zu und nahm die musikalischen Unterbrechungen zugunsten der geliebten Puppen-Episoden in Kauf. Und für diese zwar oftmals wenig subtilen – aber daher auch so einfach amüsierenden Gags – konnte René Marik tobenden Beifall ernten.