Witten. .
Nicht nur in Heven kennt jeder „Käse-Gundi“. Die 72-Jährige steht nicht nur auf dem Wochenmarkt an der Dorfstraße, sondern auch in Mitte, Bochum, Essen, Dortmund und Gelsenkirchen.
„Mir macht das Spaß“, sagt die Herrin über 300 Käsespezialitäten – und man glaubt ihr sofort.
Markttage beginnen früh – und bei Wind und Wetter. Um 6 Uhr klingelt der Wecker bei Adelgunde Degen, wie „Käse-Gundi“ wirklich heißt. „Das fällt mir überhaupt nicht schwer“, sagt die Marktfrau aus Leidenschaft. Die Käseauswahl wartet da bereits gut vorbereitet in der Kühlung. Dann wird der Marktwagen angekuppelt, die Ware in die dauergekühlte Auslage sortiert („sonst haben Sie bei Hitze Käsefondue“) und ab geht’s auf die Märkte. „Da sind wir dann spätestens um 7.15 Uhr.“
Jeden Tag kümmert sich die 72-Jährige nicht mehr um den Verkauf, obwohl sie hier fast zu Hause ist. „Ich stand 40 Jahre hinter der Theke“, erzählt Adelgunde Degen – lange in einem Lebensmittelgeschäft, und seit ihr Sohn sich vor vier, fünf Jahren mit den Marktständen selbstständig machte, auch immer wieder auf den Wochenmärkten.
Dienstags, donnerstags und samstags beispielsweise hat man gute Chancen, „Käse-Gundi“ in Witten anzutreffen, dienstags und freitags in Bochum und freitags in Essen-Kupferdreh.
Däumchen drehen können die Marktleute auch um 7 oder 8 Uhr nicht. „Viele Menschen kommen schon sehr früh“, erzählt die 72-Jährige. Und in Heven kennt sie ihre Kunden auch alle persönlich: „Ich kann ihnen genau sagen, wer schon da war und wer nicht“, sagt sie und schmunzelt. Gegen 12 Uhr sei hier Feierabend, „dann steht Mittag auf dem Tisch“. Sie muss es wissen, sie hat 35 Jahre lang in Heven gewohnt, erzählt sie.
Auf vielen Käseseminaren hat sie sich ein breites Wissen über die Kuh- und Ziegenmilchspezialitäten angeeignet. Und natürlich können auch wir nicht wieder gehen, ohne wenigstens eine Köstlichkeit zu probieren: Es ist ein Schweizer Bergkäse mit Wildkräutern, die grün und lila an der Käsekante leuchten, ganz so, als wären sie erst gestern gepflückt worden.
„Die Menschen werden hier nicht über den Kamm gezogen“, betont Adelgunde Degen. Hier seien die Kunden Könige. Und wenn ein allein stehender Rentner nur drei Scheiben Bärlauchkäse möchte, weil eine größere Menge zu schnell schlecht werden würde, dann schneidet sie eben nur drei Scheiben ab. „Alle kriegen den Käse geschnitten, wie sie wollen.“
Am liebsten kaufen die Menschen Bergkäse. Auch Gouda sei immer beliebt. Sie selbst esse gerne Burlander oder auch mal einen Blauschimmelkäse, sagt sie und schaut auf die große Auswahl in ihrem Marktstand.
Jetzt ist es 12.30 Uhr. Gegen 13 Uhr wird der Hänger wieder angekuppelt und es geht nach Hause. Müde sei sie dann nicht besonders, trotz über sechs Stunden Arbeit und langem Stehen. „Ich ruhe mich ein bisschen aus und trinke eine Tasse Kaffee“, erzählt „Käse-Gundi“. Doch wenn Not am Mann ist, klingelt am nächsten Tag der Wecker um 6 und Adelgunde Degen steht wieder in ihrem Marktwagen. Als Herrin über 300 Käsespezialitäten.