Witten. .

Die geplante Gesundheitsreform verursacht nicht nur den Ärzten Kopfschmerzen. Auch die Apotheker im Kreis schlagen nun Alarm.

Sollte Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler seine Pläne in die Tat umsetzen, wird es auch in den Apotheken nach deren Angaben drastische Einschnitte geben. Kreisvertrauensapotheker Dr. Harald Werner aus Witten befürchtet, dass sich das Apothekennetz dann auf Dauer stark ausdünnen wird. Außerdem könnten die Notdienste stark eingeschränkt oder ganz eingestellt werden, sagt er.

Bereits jetzt müssten Patienten aus Herdecke und Wetter teilweise nachts und am Wochenende, so Werner, bis nach Witten oder Bochum fahren, wenn sie Medikamente benötigen. „Der Notdienst ist jetzt schon ein Zuschussgeschäft“, sagt der Kreisapotheker. „Bisher haben wir das aber klaglos akzeptiert, weil der Service für uns im Vordergrund stand.“

Für jede Inanspruchnahme der Apotheke außerhalb der Geschäftszeiten wird derzeit eine zusätzliche Gebühr von 2,50 Euro fällig. „Der Notdienst dauert meist von halb sieben am Abend bis zum folgenden Morgen“, erläutert Werner. Wenn in dieser Zeit zehn Patienten kommen, mache das 25 Euro für 14 Stunden und mehr. „Davon muss man einen voll ausgebildeten Apotheker bezahlen, denn sonst darf niemand diesen Job machen.“ Der Betreiber zahle also drauf.

Im Zuge der Gesundheitsreform sollen laut Werner ab 2011 jährlich 500 Mio Euro allein im Bereich der Apotheken eingespart werden. In der Praxis sehe das dann so aus: „Die Medikamentengroßhändler werden noch geringere Gewinnspannen haben und geben die Preise an uns weiter.“ Die Apotheken könnten die Medikamentenpreise aber nicht erhöhen, denn diese seien festgelegt. Werner: „Jetzt bekommen wir noch Rabatte als Stammkunden, das wird dann wegfallen.“

Außerdem würden zunehmend Lieferpauschalen fällig. Schnelle Lieferungen innerhalb weniger Stunden könnten damit bald der Vergangenheit angehören. „Wir haben jetzt etwa sieben Lieferungen am Tag und der Kunde und die Politik verlangen ja auch, dass schnellstmöglich Medikamente verfügbar sind“, so der Sprecher der EN-Apothekerschaft. „Aber es muss auch ein Ertrag dahinter stehen.“

Sollte die Gesundheitsreform beschlossen werden, sind laut Werner längere Wartezeiten für Medikamente und längere Anfahrtswege zu Notapotheken unausweichlich. „Irgendwo müssen die Apotheker dann ja Kosten einsparen.“ Die Produktpalette in den über 20 Wittener Apotheken aufzustocken und so weitere Einnahmequellen aufzutun, schließt der Wittener aus. Werner: „Unsere Verkaufsfläche darf nur zu einem kleinen Teil für Kosmetik und andere Produkte genutzt werden, das ist vorgegeben und wird sogar noch verschärft.