Witten. .
Recht dicht bebaut zieht sich die Breite Straße dahin. Gut, wenn sie dann von einem Platz aufgelockert wird - wie dem Ossietzky-Platz. Doch dessen Aufenthaltsqualitäten sind mäßig.
„Ich habe zwei kleine Kinder. Aber ich würde sie auf diesem Platz nicht spielen lassen“, sagt Mustafa Sar (32), der direkt gegenüber in der Galenstraße 51 wohnt und im dortigen Büro auch arbeitet. Und das liegt nicht daran, dass der Platz zum Spielen eher einfallslos gestaltet ist: Drei Spiralwippen und ein Balancierbalken, das war’s. Was Mustafa Sar viel mehr stört, ist „dass sich hier eine Handvoll Leute regelmäßig Alkohol am Kiosk holt, sich dann volllaufen lässt, an die Kiosk-Wand pinkelt oder die Flaschen rumwirft“. Und ein weiterer Anwohner fragt: „Würden Sie so einen Anblick schon am frühen Mittag Ihrem Kind zumuten?“ Der Mann, der seinen Namen nicht nennen möchte, sagt außerdem: „Gut, dass der Kiosk derzeit geschlossen ist.“
Bis 17. August übrigens, wie auf dem Betriebsferien-Schild des großen Backstein-Kiosks steht, auf dessen Rückseite das trapezförmige Platzareal zuläuft. Auf einem weiteren Kiosk-Schild steht übrigens: „Der Verzehr von alkoholischen Getränken ist vor sowie hinter dem Kiosk nicht gestattet. Danke für Ihr Verständnis.“
Klein, aber leider auch nicht fein: der Ossietzky-Platz
Auch bei der Stadt kennt man das Problem: „Ordnungsamt und Polizei versuchen dort, Präsenz zu zeigen. Und wir sind auch mit dem Kiosk-Besitzer im Gespräch“, sagt Stadtsprecher Jochen Kompernaß. Wohl durch die Betriebsferien habe sich die „Szene“ derzeit zum nahegelegenen Karl-Marx-Platz verlagert, erzählen Anwohner des Ossietzky-Platzes. Damit sei das Problem wohl aufgeschoben, aber nicht aufgehoben, befürchten sie.
Dabei hat der Ossietzky-Platz eigentlich Potenzial: Er ist recht groß, misst an der Seite zur Breite Straße etwa 40 Meter, und ist von hohen, schattenspendenden Bäumen umstanden. Sechs festinstallierte Bänke laden zum Verweilen ein. Und direkt neben dem Platz bieten sich auch gleich Parkmöglichkeiten für Autos. Im Zug des Wohnumfeldprogramms in den 1980er Jahren wurde das Areal, das vor dem Krieg übrigens Wilhelmsplatz hieß, umgestaltet. Schön ist der Blick vom Park aus auf die großen, alten Häuser der Breite Straße mit ihren gepflegten Historismus-Fassaden. Weniger erbaulich ist dagegen der Blick auf die Fassade des eigentlich architektonisch interessanten dreistufigen Backstein-Kiosks: Die zum Park zeigende Rückseite ist mit Schmierereien übersät, darunter nicht nur das Wort „Pissar“, sondern auch Sprühschriftzüge wie „Asket“, „Brisk“ oder „IBG“, die sich bekanntlich durch das gesamte Stadtbild ziehen.
Wenig vertrauenserweckend für Platzbesucher wirkt auch manche Kleinigkeit: neben den unzähligen Kronkorken rings um einige Bänke auch die Tatsache, dass selbst die Plastikfenster des Flummi- und Kaugummiautomaten am Kiosk vergittert sind.
Mehr, und vor allem weniger abgetretene Rasenfläche statt der Pflasterung großer Teile des Platzes würden sich manche Anwohner künftig wünschen. So könnte der Ossietzky-Platz tatsächlich eine Innenstadt-Oase werden.