Witten. .

Zwei Jahre lang ist Johann Hinger durch das Ruhrgebiet gekurvt, hat fotografiert und gezeichnet, was ihm aufgefallen ist. In seinem Atelier hat er seine Eindrücke in Öl verewigt – entstanden sind Revier-Bilder voller Schönheit.

Sanft schmiegt sich die Ruhr im blau-violetten Abendlicht an die grünen Wiesen. Die Landschaft ist vollkommen, ohne Industrie, Siedlungen und sogar Menschen – ganz so, als habe Hinger vor vielen, vielen hundert Jahren auf dem Hügel des Berger Denkmals gestanden. „Diese Freiheit nehme ich mir als Maler“, sagt der Künstler, der 1947 im österreichischen Linz geboren wurde und der seit 34 Jahren im Ruhrgebiet lebt.

Rund 25 Bilder stellt Hinger ab Sonntag in der Galerie Haus Herbede aus, nicht nur Naturlandschaften, sondern auch typische Revier-Siedlungen und Industrieanlagen: Das Kraftwerk in Gelsenkirchen-Scholven als rauchende Insel in dunkler Umgebung, eine Kirchhellener Zechensiedlung unter einem dichten Schneemantel oder den Hafen in Duisburg: Wie Drachen wirken dessen Kräne im Dämmerlicht. Er habe keine Angst vor der Schönheit, sagt Hinger, und man glaubt es ihm. Leute von auswärts seien doch noch immer überrascht, wie grün es hier sei, sagt Hinger. Er hat die Blüten des Ruhrgebiet entdeckt und öffnet selbst eingeborenen „Ruhries“ mit seinen Bildern die Augen für die Attraktivität ihrer Heimat.

Die sanften Hügel, der hohe Himmel, die watteweichen Wolken – Hingers Bilder erinnern an die klassische Landschaftsmalerei. Aber seine Arbeiten sind in ihrer geradezu überirdischen Harmonie immer auch Traumlandschaften.

Hingers Ausstellung wird am Sonntag um 11 Uhr in der Galerie Haus Herbede eröffnet. Zur Vernissage ist ein Künstlergespräch zwischen Lutz A. Quambusch und Johann Hinger geplant. Zu sehen ist die Schau noch bis zum 27. Juni, mittwochs, freitags und samstags von 16 bis 18 und sonntags von 11 bis 17 Uhr.