Witten. .

Zwei Wochen lang prägt ein etwas anderes Fortbewegungsmittel das Stadtbild: der „Segway“. Das ist ein Elektromotorroller, den die Wittener Polizei gerade testet – mit hohem Spaßfaktor.

Letzten Sonntag sei er probehalber in der Fußgängerzone unterwegs gewesen, sagt Hauptkommissar Hannes Weißenberg. Deshalb kann er an diesem Dienstagvormittag zu Vorführungszwecken ganz locker aufs Gerät steigen. Eine kleine Plattform zwischen zwei Rädern, eine Lenkstange, unten zwei umweltfreundliche Elektromotoren – so sieht das Ding im Normalfall aus, ist für den Polizeidienst jedoch aufgerüstet: mit Blaulicht und Einsatzhorn.

Auch Kommissar Andreas Härtel kann die Balance auf dem Segway gut halten. Wenn er sich nach vorn beugt, fährt er los. Beugt er sich weiter, wird er schneller. Lehnt er sich zurück, bremst das Fahrzeug ab. Auch Rechts- und Linksdrehungen, sogar auf der Stelle, sind dank eingebauter Sensoren durch entsprechende Gewichtsverlagerungen möglich. Gemeinsam und mit elegantem Schwung rollen Härtel und Weißenberg vom Vorhof der Wache an der Casino-straße zur Fußgängerzone.

9000 Euro pro Roller

Es hat was von Science Fiction, wie die beiden – zwei Robotern nicht unähnlich – da übers Pflaster düsen. „Das sieht ja lustig aus“, amüsiert sich Bärbel Mielcarek (57). Die Leute bleiben stehen. Alle gucken, viele grinsen. „Wenn Sie mich festnehmen wollen, passe ich da aber nicht mit drauf“, ruft eine Frau und lacht. Nur wenige verbreiten Skepsis. „Brauchen die jetzt gar nicht mehr laufen?“, fragt eine 76-Jährige im Vorbeigehen und moniert: „Die Polizei hat doch schon Fahrräder und Motorräder. Was das bloß wieder kostet.“

9000 Euro pro Roller. Und die Kommentare über die Kosten könne er angesichts der Finanzlage schon verstehen, sagt Weißenberg. Aber der Segway im regelmäßigen Alltagseinsatz – das sei ja auch Zukunftsmusik. Bisher gebe es nur zwei Roller für die Polizei in ganz NRW. Die stehen normalerweise beim NRW-Landesamt für zentrale polizeiliche Dienste, das eine Zweigstelle in Bochum hat. Und die Mitarbeiter der insgesamt 46 Kreispolizeibehörden können sich die Geräte dort ausleihen.

Bis zu 20 Stundenkilometer schnell

„Ich kann mir gut vorstellen, dass die Segways in etwa zehn Jahren zum Stadtbild gehören“, sagt Frank Nows. Der Leiter der Wittener Wache jedenfalls würde die Fahrzeuge schon jetzt „hin und wieder“ einsetzen. Damit jene Kollegen, die normalerweise auf Fußstreife gehen, größere Reichweiten in kürzerer Zeit zurücklegen können. Von Vorteil sei das bei bestimmten Veranstaltungen. Deshalb werden die Polizisten auf den Segways auch bei der Himmelfahrtskirmes eine Attraktion sein.

Inzwischen sind die Männer mit den Motorrollern, die wahlweise zwölf oder 20 Stundenkilometer schnell sind, auf dem Wochenmarkt vor dem Rathaus angekommen – und erregen auch hier Aufsehen. „Ich möchte direkt mit Ihnen tauschen“, sagt Magdalene Aurich. Die Frau ist 83 und schiebt einen Rollator. Doch sie meint es ernst: „Ich würde mich drauf trauen.“

Im Hinterhof der Wache traut sich die Autorin. Die Einweisung dauert keine fünf Minuten. Ein wenig Gefühl für die richtige Balance schadet nicht. Dann geht es los. Vor, zurück und rundherum. Kerl, macht das Spaß.