Es gibt neuerdings Tage, da muss Gabi Drewezke (50) bis zu sechsmal die Benzinpreise umstellen. Drei Cent rauf, vier Cent runter, wieder zwei Cent rauf.
„Stellen Sie sich mal vor, ich müsste jedes Mal am Schild mit der Leiter raufklettern“, sagt die Mitarbeiterin der freien Tankstelle Lente. Ihr reichen schon die Diskussionen mit den Kunden.
Gabi Drewezke arbeitet seit fünf Jahren an der Bergerstraße. Dass die Preise rund um die Osterferien steigen, hat sie schon häufig erlebt. Aber dass ihr Chef so oft am Tag anruft und sie bittet, die Preise per Knopfdruck wieder umzustellen, das sei relativ neu. „Fragen Sie mich nicht, woran das liegt. Es ist bestimmt die Konkurrenz“, spekuliert sie.
Der Preis für einen Liter Super war schon auf 1,47 Euro pro Liter geklettert, gestern lag er zwischendurch bei 1,41 Euro. „Das geht langfristig bestimmt wieder runter“, meint die Kassiererin vom Lente-Center. „Aber bestimmt nicht unter 1,34 Euro.“ Auf dem Parkplatz vor der Tankstelle steht Edeltraud Usthos mit dem Portmonee in der Hand und ärgert sich: „Das ist doch eine reine Abzockerei.“ Ist es das? Zumindest wurde gerade eine Studie veröffentlicht, die besagt, dass Rohöl- Spekulanten mit ihren Wetten die Benzin- und Dieselpreise im Schnitt um 0,14 Euro pro Liter erhöhen. Ein Autofahrer, der einen 50-Liter-Tank volltanke, müsse deshalb durchschnittlich sieben Euro zusätzlich zahlen.
Bei der Aral-Tankstelle an der Sprockhöveler Straße liegt der Preis für Superbenzin am Donnerstagmittag bei 1,47 Euro. Fast so viel wie vor der Wirtschaftskrise. Warum? Der neue Pächter Frank Petermann (43) verweist auf die Pressestelle des Mineralölkonzerns. Für ihn ist klar: „Die Kunden haben sich doch längst dran gewöhnt, dass die Preise steigen und wieder fallen.“ Es würde mehr Ärger geben, wenn der Preis für ein Produkt in der Boutique erhöht werde, als wenn es an der Zapfsäule um ein paar Cent nach oben gehe.
Bei Aral fehlt krankheitsbedingt ein Ansprechpartner in der Pressestelle, deshalb werden wir auf die Internetseite verwiesen. Dort heißt es: „Seit Mitte 2003 hat sich der Weltmarktpreis bedingt durch Spekulationen und die Angst, dass sich Rohöl unter anderem wegen Krieg verknappen könnte, drastisch erhöht.“ Diese Situation würde die Preisgestaltung um etwa 25 Prozent beeinflussen. Dazu kämen die Faktoren Steuern, Kosten und Gewinn.
Vor der Tankstelle an der Sprockhöveler Straße hat Sylvia Held ihren Tank gerade für 30 Euro gefüllt. „Früher waren das 60 Mark“, murmelt sie leise. Und: Beim Thema Spritpreise fühlt sie nur „diese Ohnmacht“. Warum sie nicht an einer billigeren Tankstelle tankte? „Weil die hier meine Zigaretten haben“, sagt sie lachend.