Witten. .

Den Turm der alten Voss’schen Ziegelei sieht man von der Wittener Straße aus. Das Tor ist versperrt, doch das Nachbargrundstück ist nur durch ein paar Koniferen abgegrenzt. Da wohnt Karl-Heinz Heinemann (68) und ist über die Nachbarschaft alles andere als begeistert. Denn die Ruine wird morgens lebendig: „Wenn ich beim Frühstück aus dem Fenster schaue, dann sehe ich unten die Ratten, die sich auch ihr Frühstück holen.“

Denn die ehemalige Ziegelei ist wilde Müllkippe für Unrat jeder erdenklichen Art. Einzige Entsorger sind die Ratten, sie sollen teils so groß wie Kaninchen sein. Selbst wenn das übertrieben ist: Ratten so groß wie Ratten sind auch unschön, vor allem, wenn sie auf dem Grundstück neben dem eigenen Garten leben.

Der Stadt ist das Problem gut bekannt, sagt Gerald Klawe, Leiter der Abteilung Ordnung und Umwelt. Weniger gut bekannt sind die verworrenen Besitzverhältnisse des Geländes, auch die Zuständigkeit wird gerne von der Stadt auf den Kreis (Untere Abfallwirtschaftsbehörde) und von dort auf die Stadt verschoben. Karl-Heinz Heinemann, im Beruf Betriebsratsvorsitzender eines Großunternehmens: „Ich höre immer nur: Uns sind die Hände gebunden.“

Die Stadt schiebt gleich eine ganze Halde von Hindernissen vor eine Entsorgung: Privatgrundstück, Zutritt verboten. Lagert der Besitzer dort sein Eigentum, oder hat jemand illegal Schrott entsorgt? Wenn ja, wer? Liegt vielleicht schon eine Ordnungsverfügung vor? Durch wen? Ist Gefahr im Verzuge? Wer bezahlt den Abtransport? Müsste nicht der Kreis vielleicht. . . - ach so, das hatten wir schon. Zwei mutige Amtsmitarbeiter haben sich kürzlich über alle Hindernisse hinweggesetzt und das Gelände ohne Erlaubnis betreten. Klawe: „Soweit ich weiß, haben die nichts gefunden.“

Wir aber. Wir sind einfach durch die besagte Koniferenhecke gegangen, haben das Grundstück, das mit seinen zahllosen Schuppen wie eine Wildwest-Geisterstadt aussieht, unbefugt betreten, und sahen (folgt unvollständige Liste): Drei Autowracks, eines davon mit Saisonkennzeichen aus 2002. Farbeimer. Offene Lebensmittelpackungen ohne Inhalt (weiter unter: Ratten). Ungezählte Reifen. Zwei Kühlschränke. Zwei Ölfässer. Ein Behälter mit Schmiermitteln. Eine Autobatterie. Eine große Metall-Gasflasche. Eine große Metall-Acetylenflasche, Warnetikett „entzündbar“. Polstergarnituren, Hausmüll, Teppiche, Videos, Fernseher.

Klawe: „Was wir brauchen, sind aussagekräftige Fotos.“ Aber gerne doch - siehe unten.