Witten. .

An den Plänen des NRW-Justizministers scheiden sich die Geister: Er möchte die Eigenbedarfsgrenzen für Drogen erhöhen. „Die Gefahr ist, dass Drogen so verharmlost werden“, sagt Brigitte Stenzel von der Drogenberatung.

Die Grenzen sollen von sechs auf zehn Gramm Haschisch und Marihuana erhöht werden, bei Heroin, Kokain und Amphetaminen von null auf 0,5 Gramm. Wichtig: Erlaubt ist der Besitz von Drogen auch dann nicht, betont die Polizei. Ein Verfahren werde immer eingeleitet. Bisher konnte es eingestellt werden, wenn der Konsument nicht mehr als sechs Gramm „weiche Drogen“ bei sich hatte und vorher nicht schon wegen Drogen aufgefallen sei und es keine Hinweise aufs Dealen gebe. Jetzt könnte es auch bei höheren Grammzahlen eingestellt werden.

Straffrei sei Drogenkonsum nur dann, wenn jemand beispielsweise einen Zug eines Joints nehme, der von jemand anderem gebaut wurde und rumgereicht werden, erklärt Oberstaatsanwalt Dr. Christian Kuhnert.

„Ich halte dieses Signal nicht für positiv“, sagt Brigitte Stenzel von der Wittener Drogenberatung. Natürlich sollten Menschen, die geringe Mengen konsumieren, nicht kriminalisiert werden. Aber besonders Jugendliche, die über die Gefahren des Drogenkonsums nicht immer gut informiert seien, könnten jetzt denken: Der Konsum sei nicht so schlimm. 525 Menschen hat die Stelle 2009 beraten, erzählt Stenzel. Die meisten seien mit Alkoholproblemen in die Röhrchenstraße gekommen (239), 101 nahmen Opioide (Heroin, Methadon) und 75 Haschisch/Marihuana. Auffällig sei, dass Haschisch/Marihuana-Konsumenten immer jünger würden. 51 der im letzten Jahr beratenen Wittener waren unter 19 Jahren.

Besonders perfide: An Drogen zu kommen, sei sehr leicht, so Beraterin Brigitte Stenzel. Sie wünscht sich mehr Informations- und Vorbeugungsprogramme.

Dass Konsumenten immer jünger werden, kann auch Kriminalhauptkommissar Volker Kraft von der Rauschgiftdienststelle des Polizeipräsidiums Bochum bestätigen. Auch er sieht die Gefahr, dass durch die Anhebung der Eigenbedarfgrenzen Menschen denken könnten, Drogenkonsum sei harmlos. Allein in Witten registrierte die Polizei im letzten Jahr ca. 130 Drogendelikte. Die Staatsanwaltschaft Bochum leitete im letzten Jahr 2400 Verfahren ein. Rund 300 von ihnen wurden wegen geringer Mengen und Eigenbedarf eingestellt, so Oberstaatsanwalt Dr. Christian Kuhnert. Diese Zahl könnte jetzt steigen, sollte die NRW-Landesregierung ihre Pläne tatsächlich verwirklichen.